Snatch - Schweine und Diamanten

GB 2000 (Snatch) Regie und Buch Guy Ritchie, 103 Min.

Dieser rasante, geniale und ausgeflippte Gangsterfilm ist unbeschreiblich, man muss ihn einfach sehen. Allerdings nicht nur ein optischer und erzählerischer Rausch, "Snatch" ist auch - das muss allen gesagt werden, die nur den neuen Film von "Madonnas Ehemann" sehen wollen: recht brutal und mörderisch.

Die sich konstant überstürzende Story beginnt mit dem Raub eines Diamanten durch eine Gang orthodoxer Juden. Anführer ist Frankie Four Fingers (Benicio del Toro). Der lässt auf dem Weg nach London seine Verkleidung fallen und sich dort den Diamanten abluchsen. Jetzt stürzen die schrägen Typen gleich gruppenweise in die Handlung hinein, ein verwirrendes Typen-Arsenal aus Russen, Juden, Gangstern, Boxern, Campern und konstant quietschenden Hunden. Die meisten wollen den Diamanten, einige einen Box-Deal, andere vor allem Rache. Hauptfigur und Erzähler Turkish (Jason Statham) staunt genauso wie das Publikum über die sagenhaften Wendungen. Nur wir haben puren Spaß dabei, Turkish bekommt ein paar Schrammen ab.

Denn irgendwie zwingt ihn der lokale Pate, Ersatz für einen unglücklich getroffenen Boxer aufzutreiben. Der Sparringspartner für eine verkauften Kampf soll zwar lediglich ein paar Runden durchhalten, solange aber eine gute Figur machen. Nun findet er ausgerechnet den irischen Zigeuner One Punch Micky (Brad Pitt), der sich in Wohnwagen bezahlen lässt, wenn man ihn richtig versteht. Denn sein Nuscheln ist ebenso umwerfend wie seine schlagkräftige Wut.

Das alles ist nicht nur ziemlich schräg, sondern auch so aufgenommen. Dabei reichten die Gesichter der Typen, ihre Sprüche, die vertrackten Situationen und die unglaublichen Wendungen, um Spitzenreiter der Kategorie "Ganz Außergewöhnlicher Gangsterspaß" zu werden. Das neue Meisterwerk von Guy Ritchie ("Bube, Dame, König, Gras") begeistert mit rasanten Übergängen und unzähligen verrückten Ideen. "Snatch" ist "Pulp Fiction" und "Trainspotting" durch den Turbolader gejagt. Schneller kann man kaum erzählen, New York und London sind nur noch einen Wimpernschlag und einen Gag von einander entfernt.

Diese stilvolle Verrücktheit ist im Gegensatz zu "Gangster No.1" oder dem Klassiker "Get Carter" als britische Gangsterstory völlig losgelöst von jeder Realität und Wahrscheinlichkeit - pures gemeingefährliches Vergnügen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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