Gangster No.1

GB/BRD/Irland (Gangster No.1) Regie Paul McGuigan, 102 Min.

London im Jahr 1968: Ein Gangster steht am Anfang seiner stilvollen Karriere. Mit extrem brutalen Ehrgeiz wird er zum Gangster Nr.1. Eine Story von Aufstieg und Niedergang, wie wir sie von Scorsese aus New York und auch von vielen anderen Ecken der kriminellen Filmwelt kennen. Doch gerade der Niedergang läuft ganz anders ab als erwartet und gibt dem ästhetisch faszinierenden Film eine besondere psychologische und tragische Tiefe.

Der junge Gangster (Saffron Burrows) verehrt sein Vorbild, den allmächtigen Boss Freddy Mays (David Thewlis wieder in einer genialen Rolle). Der scharfe Geldeintreiber passt sich immer mehr seinem Idol an, wird mit dessen Spiegelbild eins. Aber er ist ungehobelter, brutaler als das Original. ÝZuerst quält er seine Klientel mit einem extrem gefährlichen Blick, dann mit Beilen, Hämmern und Elektroschocks. Die unerträglichen Massaker "dürfen" wir aus der Perspektive der Opfer miterleben, vor uns ein blutgebadetes Monstrum. Dieses führt auch in eine neue Dekade des Verbrechens, bevor das Finale nach 30 Jahren dem einsamen Sieger eine Überraschung bereitet. Das ganze imitierte Leben ist plötzlich ohne Ziel und Sinn ...

"Gangster No.1" macht aus einfachen Verbrechern und Geldeintreibern kleine Könige - in ihren Augen. Paul McGuigan ("The Acid House") inszenierte die Gangsterstory im flotten Spiel mit Splittscreens - mal als gevierteltes Bild, mal als zersprungene Glasscheibe. Das ergibt ein gewaltiges Stück Film. Es ist erschreckend zu sehen, wie sich filmische Brutalität in den Jahrzehnten nach Kubricks "Uhrwerk Orange" entwickelt hat. Malcolm McDowell spielte damals den sadistischen Alex. Jetzt krönt er zusammen mit seinem Kontrahenten David Thewlis die Riege sehr prägnanter Darsteller. Und wie damals Alex bei Kubrick erzählt auch der Gangster No.1 seine Geschichte selbst, mit hasserfülltem Slang aus dem Off. Eine packende und überraschende Geschichte - wenn man die extreme und abstoßende Gewalt ertragen kann.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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