Get Carter

GB 1971 (Get Carter) Regie Mike Hodges, 112 Min.

"Get Carter" gilt als einer der besten britischen Gangsterfilme und hat sich nach seiner Premiere im Jahr 1971 als stilbildend erwiesen. Dass Sylvester Stallone im letzten Jahr ein gleichnamiges Remake inszenierte, brachte dem Krimiklassiker wieder verdiente Aufmerksamkeit ein, die der kleine deutsche Verleih Zephir für eine Wiederaufführung nutzt.

Michael Caine - mittlerweile "Sir" Michael Caine - spielt den Londoner Gangster Jack Carter, der in seine nördliche Heimatstadt Newcastle zurückkehrt, um den Tod seines Bruders Frank aufzuklären. Der schweigsame Einzelgänger Carter eckt mit seiner brutalen und überheblichen Art überall an, hat schnell einige Gauner auf den Fersen, die ihn erst sanft drängen, wieder nach London zu fahren. Ganz langsam vervollständigt sich das Puzzle um Franks Tod bis zu einer schrecklichen Entdeckung, die sogar den hartgesottenen Killer erschüttert.

Michael Caine, zuletzt als abgetakelter Promotor in "Little Voice" und als Arzt in John Irvings "Gottes Werk & Teufels Beitrag" zu sehen, verleiht der ambivalenten Figur Carter eine faszinierende Präsenz. Mit regungslosem Gesicht und harten Augen ist er den Gegnern scheinbar überlegen, aber man spürt, das er die Situation doch nicht meistern wird. Der Küstenort Newcastle bietet ein reizvolles Setting mit Brücken, Wällen, kleinen Gassen und einem architektonischen Querschnitt von Arbeitersiedlungen bis zur Beton-Moderne der frühen Siebziger. Das ist nicht künstlich, da bleibt auch noch 30 Jahren etwas. Regisseur Hodges ("Croupier", "Dandelion Dead", "A prayer for the dying", "Flash Gordon") schaffte trotz einiger Ausflüge ins Styling eine düstere Atmosphäre des moralischen Verfalls. "Get Carter", der Krimi mit viel Klasse ermöglicht tatsächlich die Entdeckung, dass die trendigen, dreckigen britischen Gangstergeschichten wie "Trainspotting" oder "Bube, Dame, König, Gras" nicht von irgendwoher kommen.

Die Vorstellung, was die US-Variante von Sylvester Stallone aus der in Gestaltung und Inhalt freizügigen Vorlage (nach dem 1970 erschienenen Roman "Jack's Return Home" von Ted Lewis) macht, lässt grausen: Befreit von Charakter und Atmosphäre wird das Kunstprodukt voll auf die Rambo-Rache abgestimmt sein. Nur der Ton wird mit Dolby und Co. besser sein.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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