Prinz Eisenherz

BRD/Irland/GB 1997 (Prinz Eisenherz) Regie Anthony Hickox, 92 Min.

Hohle Blechdose

Von Günter H. Jekubzik

Am Anfang steht ein Comic: Prince Vailant, von Harold Foster 34Jahre lang gezeichnet und seit 1937 imagebildend. Produzent BerndEichinger, der auch schon "Die Fantastischen Vier" Comicfiguren aufdem Dreh-Plan hatte, fabrizierte nach vielen literarischenSchandtaten wie "Dieunendliche Geschichte","Das Geisterhaus" oderzuletzt"FräuleinSmilla" jetzt auch aus diesem Bestseller ein gesichtslosesNichts.

Im Kreise von Artus Rittern bewährt sich der Knappe Eisenherzbeim Turnier, während schaurig wilde Wikinger das SchwertExcalibur nach Thule entführen. Das friedliche Mittelalter kommtin Aufruhr, der unsterbbare Eisenherz - inzwischen als Held anerkannt- rettet hier und dort, bändelt mit einer burschikosenPrinzessin an und erfährt letztendlich seine wahre Bestimmung:Viele goldene Münzen an der Kinokassen einsacken!

Das ist nichts Ehrenrühriges, man sollte sich allerdingsMühe geben und dem zahlenden Publikum etwas bieten. Die"Production Values" von "Prinz Eisenherz" beschränken sich aufein paar halbbekannte Namen, einen nichtssagenden Filmneuling in derTitelrolle (Stephen Moyer) oder eine Hexe Morgan (Joanna Lumley),deren ganze Grausligkeit darin liegt, heiratssüchtigen altenFilmdivas zu ähneln. Der ehrenwerte König Artus (EdwardFox) erinnert fatal an Don Quichote und der Wikingerhort Thulekopiert die anrüchige Nacht- und NacktbarTittyTwister. Eisenherz läßt seinen klassischen Pagenkopfvermissen und rennt dauernd mit zerzaustem Haar durch die Abenteuer -unverzeihlich. Uns kölsche Jung Udo Kier hat als falscherKönig (Jason in Medea) von Thule ein paar desinteressierteSprüche drauf.

Wie beim Zeitungscomic "Hägar, der Schreckliche" erheitert"Prinz Eisenherz" mit heutigem Handeln und Denken - allerdingsunfreiwillig. Dumme Hahnenkämpfe, unterlegt mit lautem Blech-und Streicherkrach, dazu einige mittelalterliche High-Tech-Tricks undzaghafter Spott. Letztere waren schon im Comic angelegt, der sichkeineswegs heldisch ernst nahm. Erträglich ist der Filmallerdings nur, wenn er total albern daher kommt - dies tut erselten.

Bei den Schauspielern bestimmt Euroklüngel die Qualität.Für jeden möglichen Markt mußten einige nationalbekannte Gesichter auf die Leinwand. Das ganze Schlachtgetümmel,das Scheppern und Klappern entstammt einer schäbig dekorierten,hohlen Blechbüchse. Die Inszenierung von Anthony Hickox, (derselbst den Gawein spielt) erinnert in Eleganz und Geschwindigkeit anKampfballett mit Bleigewichten. Nur die Philosophie, solcheKostümfilme zu produzieren, stammt noch aus dem Mittelalter. Abin die Gelbe Tonne zur Rohstoffverwertung!


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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