Der Patriot

USA 2000 (The Patriot) Regie: Roland Emmerich, 156 Min.

Mad Max sieht rot

1776 in der englischen Kolonie South Carolina: Benjamin Martin ("Braveheart" Mel Gibson), legendärer Kriegsheld und Alleinerzieher seiner sieben Kinder versucht, sich einen Ruhesitz zu zimmern. Doch da bricht der nächste Krieg herein, als sich mehrere Staaten vom König lossagen. Martin lehnt nach schrecklichen Erlebnissen den Krieg ab - es gäbe immer Alternativen. Aber dem Heldentum, ein Pazifist zu sein, ist nur kurzes Leben gegönnt. Als der britische Colonel Tavington (Jason Isaacs) - gar nicht gentlemanlike - Verwundete und Martins Sohn erschießt, wird der Vater ruckzuck zur blutrünstigen Kampfmaschine. Erst wurde die patridiotische Kriegsbegeisterung der Jugend bloßgestellt, dann geht mit viel Spaß der Guerillakrieg los, denn nur so ist den kampferprobten Briten beizukommen. Bald ist der raffinierte Killer als "The Ghost" berüchtigt, allerdings wenden nun auch die Gegner hinterhältige Methoden an.

Roland Emmerichs neuer "Independence Film" ist üppig in der historischen Ausstattung und in seiner Länge von fast drei Stunden. Die werden jedoch ausgesprochen zügig und flüssig erzählt. Pausen, etwa in Form eines rührseligen und romantischen Küstenurlaubs, lockern Spannung und Gemetzel auf. Goldüberstrahlte Idylle wird dabei ebenso dick aufgetragen wie Pathos. Gutes Handwerk also an allen Ecken und Enden, doch zu welchem Zwecke? Wie schon "Independence Day" ist "Der Patriot" ein Auftragsprodukt zum Staatsfeiertag, der immer auch ein Jubelfest für amerikanische Kinokassen ist. Diesmal konkurrierten die Arbeiten zweier aus Deutschland stammender Regisseure um den größeren Erfolg am 4. Juli. Wolfgang Petersen, der mit "Air Force One" schon sein filmisches Gelöbnis zum Glaubensbekenntnis Hollywood abgegeben hat und gleich eine Handvoll Blanko-Greencards erhielt, konnte bei seinem Kassen-"Sturm" auf amerikanische Flaggen verzichten. Emmerich hatte noch eine übrig und setzt sie ein, als gelte es, Nationalregisseur mit Pensionsanspruch zu werden. Viele, viele tapfere Reden, Posaunen und erhebende Kameraschwenks sind wichtiger als alle anderen Inhalte. Ein idyllisches Leben Seite an Seite mit den Sklaven sollte deshalb niemand dem Film glauben.

Rächende Männer und Familienväter verteidigen gleich im Zehnerpack Familie und Heimat. Nur die Techniken der letzten Verteidigungslinie - in Deutschland hieß das Volkssturm - irritieren: In Vietnam-Zeiten fanden die Amerikaner den Guerillakampf gar nicht so toll. Der Panoramablick auf das brutale Schlachtgemetzel schenkt uns wieder den sogenannten "Realismus" aus "Der Soldat James Ryan": Abgerissene Körperteile, laute Einschläge der Kugeln und Kanonenkugeln, die durch vorher ordentliche Heereslinien fetzen. Drehbuchautor beider Gemetzel war Robert Rodat.

Ein handwerklich gut gemachter Film, aber immer noch ein Kriegsfilm, der so "pathetriotisch" daher kommt, dass man ihm weltweit Einreiseverbot erteilen sollte. Wenn's die Amerikaner mögen, uns doch egal.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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