Der Sturm

USA 2000 (The Perfect Storm) Regie Wolfgang Petersen, 129 Min.

Zuerst kommt die filmische Katastrophe. Aber wenn dann die Katastrophe im Film loslegt, ist es Zeit, Schwimmwesten, Rettungsringe sowie Fallschirme anzulegen und die Hände fest an den Kinositz zu klammern.

Unfaßbar altmodisch und verstaubt beginnt der Katastrophenfilm "Der Sturm" mit der genreüblichen Vorstellung der Figuren, die später "hopps" gehen, und derer, die dann drüber weinen müssen. Man wird überschüttet mit persönlichen Geschichten nachdem die Kamera pathetisch die in Marmor gravierten Name der Kriegstoten abfuhr. Doch dann, wenn - wie es der packende Film in seinem peinlichsten Moment poetisiert - "wir hinausfahren, der Sohn des Leuchtturmwärters uns zuwinkt, wir die erste Meeresbrise spüren und wissen, dass wir ein Schwertfisch sind ...", dann geht ein Hollywoodspektakel los, das zu Recht mit Superlativen um sich werfen darf.

George Clooney als Kapitän Billy unter Erfolgsdruck wagt sich mit seiner Schwertfischercrew weit ins Meer hinaus und steuert mit einem sagenhaften Fang das größte Unwetter an, seit Wetterfrösche im Fernsehen auftreten dürfen. Ein Wirbelsturm, ein böses Tief, ein mieser Sommer und noch mehr übles Wetter knallt aufeinander und zaubert Wellen, die selbst Hochhäuser locker überspülen.

Nachdem das - wie bei der "Titanic" - ewig lange Vorspiel vorbei zog und einige - wie bei der "Titanic" - schwache Schiffstricks aus dem Computer irritieren, wird man von der spannungsträchtigen Gewalt dieses Trickorkans so weggerissen, dass man sich nachher über die trocken gebliebene Kleidung wundert.

Die einsamen Seemänner vergessen ihren handfesten Zwist, wenn ein Hai an Bord vorbeischaut oder ein Fischer am Haken hängt. Und die erste wilde Achterbahnfahrt kommt erst noch. Wahnsinnige Typen machen reihenweise wahnsinnige Dinge und das ist mächtig eindrucksvoll. Dabei verteilt sich die Handlung auf mehrere Notfälle, es gibt auch eine atemberaubende Hubschrauberrettung, einige Boote üben sich in der Eskimorolle. Wie die Musik von James Horner ist auch der Einsatz von kurzen Verschnaufpausen absolut überzeugend. Auffällig angenehm ist, dass "Der Sturm" mit seinen Figuren nicht modern zynisch umgeht und sie leichtfertig für einen Drehbuchgag opfert.

Vom charmanten Frauenschwarm George Clooney und auch von Jungstar Mark Wahlberg ist unter Bart und Gummizeugs nicht viel zu sehen. Hier läßt die Action die Mimik untergehen, und das ist im Falle Wahlberg wohl auch besser so. All das Männergerede und -getue, die große Entscheidung, in den Sturm zu steuern, ist nicht unbedingt nachvollziehbar, die "Du weißt, du bist ein Schwertfischkäptain-Poesie" furchtbar albern. Das Vorher und Nachher also unnötig wie ein Tränensack. Doch das Eigentliche dieses Sensationsfilms ist auf umwerfende Weise gelungen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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