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Out of Sight

USA 1998 (Out of Sight) Regie Steven Soderbergh, 120 Min.

Man könnte damit werben, daß dieser Film besser als Tarantinos "Jackie Brown" realisiert wurde. Man könnte ihn als erotischen Thriller verkaufen - wobei die neue männliche Kinoattraktion George Clooney ("Batman & Robin", "Projekt Peacemaker") das Objekt der Begierde darstellt. Aber "Out of Sight" ist einfach ein filmischer Edelstein, ein fein geschliffenes Meisterwerk, dem solche plakativen Beschreibungen nicht gerecht werden.

Das elegant gestylte Gangsterstück ist ein Clooney-Film: Der Charme des (noch) ER-Darstellers gibt der Figur des klugen Gauners Jack Foley ihre warme, sympathische Ausstrahlung. Und den glaubhaften Sexappeal, den immerhin verdreht Foley einer kühlen FBI-Agentin mächtig den Kopf.

Sie kommen sich im Kofferraum eines Fluchtwagens näher, bei einem Gefängnis-Ausbruch war Karen Cisco (Jennifer Lopez) zufällig im Wege und mußte mit dem Flüchtling Foley versteckt werden. Das höfliche Gespräch im heißen Rot der Rückleuchten knistert vor Spannung. Kurz darauf setzt die energische Polizistin zwar ihre Waffe ein, doch Gerechtigkeitsgefühl ist nicht der wichtigste Antrieb der folgenden Suche. Der gemeinsame Tanz zwischen Annäherung und Flucht, zwischen Festnahme und Trennung erinnert an Kleists Penthesilea, an die doppelte Anziehung der liebenden Feinde Achilles und Penthesilea. Jedoch ist "Out of Sight" kein Trauerspiel, sondern ein Vergnügen an ungewöhnlich warmen Farben, an Songs so heiß wie die Story, an wunderbaren Montagen, die man sich immer wieder ansehen kann.

Hier ist "Out of Sight" ein Soderbergh-Film. Nach seinem ersten Erfolg "Sex, Lügen und Video" arbeitete der Regisseur nicht nur an großen Studioproduktionen wie "Kafka" und "König der Murmelspieler". Bei "Schizopolis" erlaubte er sich alle Freiheiten abseits der Studios für einen wilden, verrückt-genialen Film. Dieser eigene Stil macht auch "Out of Sight" zu einem besonderen Film.

Neben der ungewöhnlichen Liebesgeschichte bietet "Out of Sight" eine Flucht, einen großen Raub und weiteres Stilvolles aus dem Gangster-Genre. Die Story stammt aus der Feder des berühmten Krimiautoren Elmore Leonard, dessen Roman "Rum Punch" die Erfolge Quentin Tarantinos inspirierte. Neben "Jackie Brown" basierte auch "Schnappt Shorty" (Regie Barry Sonnenfeld) auf einen der über dreißig Romane Leonards. Den Reiz von "Out of Sight" macht jedoch die Ernsthaftigkeit aus. Jack Foley ist ein kluger Gauner, der eine Bank mit dem Kopf ausraubt und auch sonst ohne Waffe auskommt. Für das Genre bedeutet dies: Kein dummes Rumgeballere, kein übermaß an coolen Sprüchen und affektiertem Gehabe. Einer der wenigen Insider-Scherze für Filmfans ist der Auftritt von Michael Keaton als schmieriger FBI-Agent. Genau diesen Part hatte er auch in Tarantinos "Jackie Brown".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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