Projekt: Peacemaker

USA 1997 (The Peacemaker) Regie Mimi Leder, 123 Min.

"The Peacemaker" wird Geschichte machen - nicht als Film. Dahätte er höchstens eine Chance auf die Top Ten derunsinnigsten Filme aller Zeiten. "The Peacemaker" ist der ersteKinospielfilm eines neuen Filmstudios:DreamWorks SKG. Die Medien-Giganten Steven Spielberg, JeffreyKatzenberg und David Geffen (SKG) gründeten mit ihrem guten Rufund den bescheidenen Vermögen aus dem Stand einen Medienkonzern.Zuerst gab es (mit Hilfe mächtiger Partner wie Microsoft) eineCD-ROM: "Steven Spielberg'sDirector's Chair", Fernsehshows und Musik-CDs. Neben demeinträchtigen Sektor der "Games" und dem Film gehört auchdie Musik zu den Säulen des Konzerns - der Soundtrack zu "ThePeacemaker" ist bei "Dreamworks Records" erhältlich. SpielbergsPartner wirkten auf ihrem Gebiet ähnlich sensationell wie dererfolgreichste Regisseur "aller Zeiten". David Geffen als Musik- undFilmproduzent. Jeffrey Katzenberg als ehemaliger Studiochef vonDisney.

50 Millionen Dollar kostete jetzt diese Action-Verpuffung mitGeorge Clooney und Nicole Kidman. Im Prinzip eine Kleinigkeitfür das Unternehmen mit einem Startkapital von 2 Milliarden(durch Banken und Finanziers wie den Microsoft-Mitgründer PaulAllen gestellt). Doch drei Jahre nach der großenAnkündigung vonDreamWorks sind Zweifel am Erfolg des Großauftritts zuhören. Dabei stehen die wichtigen Filme noch aus: "The Prince ofEgypt", ein Zeichentrickfilm, und Spielbergs eigene Regie "Amistad".

Zuerst gebar der Traum "Dream Works" jedenfalls einen Alptraum:Osteuropäische Fieslinge raubenAtomsprengköpfe kurz bevor sie der Verschrottunggemäß des START-Abkommens anheimfallen. Der Transportzugverglüht in einer gewaltigen Atomexplosion. Die Katastropheschreckt das Weiße Haus auf, wo die klugeNuklear-Wissenschaftlerin Dr. Julia Kelly (Nicole Kidman) erkennt,daß dies kein Unfall war. Mit Hilfe des charmanten, aberunkonventionellen Militärs Colonel Thomas Devoe (George Clooney)startet Kelly eine Jagd auf entführte Atomsprengköpfe.

Von hier an hetzen die beiden Helden hektisch in derWeltgeschichte herum. Raum und Zeit spielen ebensowenig eine Rollewie Logik oder Plausibilität. Hauptsache schnell von einerAction zur nächsten. Washington, Moskau, Wien, Türkei,Irak, Bosnien und New York lauten die austauschbaren Stationen diesesSpiel(film)s ohne Grenzen. Auch der politische Hintergrund der Tatenist erschreckend nebensächlich. Nur die Motivation desklavierspielend-wahnsinnigen Führer der bosnischenEntführer erscheint verblüffend schlüssig: DieWeltmächte lieferten die Waffen für unseren Krieg, jetzttragen wir den Sprengstoff in ihre Städte.

Wenn es das stilvolle Bild will, transportieren die Russen ihreSprengköpfe mit schön stark rauchenden Dieselloks. Die ganzBesatzung schläft seelenruhig. Russische Abwehrraketen treffenselbstverständlich nur einen von drei rettenden Hubschrauber.Einen Laster mit atomarer Ladung schießt man am Besten so ab,daß er genau auf einer Brücke über tiefer Schluchthängenbleibt. New York bietet je noch Drehbuchlage mal einMenschenmeer, mal eine Geisterstadt. Die detektivischen Helden wissenverdächtig viele Details, die sie gar nicht wissen können.Usw. usw ...

Dem deutschen Kameramann Dietrich Lohmann gelangen (unter derpreisgekrönte TV-Regisseurin Mimi Leder) nur zu Beginn des Filmfaszinierende Bilder: Das dunkle Zugabteil durchschneidentödlich rote Strahlen der Laserzielstrahlen. Vom Feuerstrudelder Atomexplosion blendet der Film gekonnt über ins Schwimmbaddes Pentagon, aus dem dann Dr. Kelly entsteigt. Auch einigeActionszenen können sich sehen lassen, wenn dann aber wiederirgendein technischer Quark ("bitte die Satellitenkamera etwas tieferauf das Nummernschild schwenken") die Handlung vorantreibenmuß, schreit selbst der härteste Actionfans schmerzlichauf. So einen dumm zusammengeschusterten Blödsinn gab es langenicht mehr. Da spielen die guten Leistungen von Clooney und Kidmangar keine Rolle mehr.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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