Obsession
Frankreich/BRD 1997 (Obsession) Regie Peter Sehr, 114 Min.
Lebendig und mit ganz vielen, verschiedenen Figuren startet dieserFilm in Berlin. Da ist ein französischer Forscher, einweißer, afrikanischer Bildhauer, ein alte Jude, eine jungeMusikerin und ein übereifriger Kaufhausdetektiv. Die weitereSchilderung dieser Personen, ihre Lebensumstände und Obsessionenkann man sich aber sparen, da der Film ihnen auch nur höchstenseine halbe Stunde läßt. Dann geht es nur noch um Pierre(Charles Berling), seine Liebe zu Miriam (Heike Makatsch) und denverrückt verliebten Eindringling John (Daniel Craig)."Obsession" ist diesmal kein Parfum von Calvin Klein, aberähnlich künstlich und stilisiert läuft letztendlichseine Dreiecksgeschichte ab.
Dabei mangelt es dem Autor - und Regisseur von"Das serbischeMädchen" sowie "KasparHauser" - Peter Sehr nicht an schönen Ideen, poetischenMomenten und witzigen Szenen. Auch seine Darsteller Charles Berling,Daniel Craig und Seymour Cassel (als jüdischer Schneider)spielen exzellent, höchstens irritiert die Synchronisationstellenweise. Berufsgirly Heike Makatsch spielt Heike Makatsch unddas bleibt Geschmackssache - wie auch ihr Markenzeichen, das Lispeln.Kamera und Bilder von David Watkin sind vielleicht das Beste amganzen Film. Aber weshalb die längsten und wichtigsten Momentemit altbekannter Dreiecksroutine anöden, bleibt rätselhaft.Die großen Gefühle, die Charles Berling in"Love etc." - dort im anderenPart, als zweiter Mann - hinlegte, kommen in "Obsession" niemals auf.
Am Rande macht Miriams Band rockigen Krach - nach"Bandits" spielt mal wieder die Musikin einem deutschen Film eine klägliche Rolle - und JohnsObsession steht als Parabel hinter allem: Er sucht in alten Archivennach einem Film, der einen Seiltänzer über denNiagarafällen zeigt. Dieser Balancekünstler, der sich alssein Großvater herausstellen wird, trägt eine zweite,geheimnisvolle Figur auf den Schultern. Ein schönes Bildfür Liebe und Vertrauen. Doch das artistische Gleichnis fürSeitensprünge, Untreue und Dreiecksverhältnisse ist immernoch der Trapezakt. In ihm steckt das Unwägbare, das Risiko, dieSpannung. In "Obsession" steckt Langeweile.
Günter H. Jekubzik
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