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Kaspar Hauser

BRD 1992, R.u.B: Peter Sehr, 139 Min.

Das historische Rätsel um Kaspar Hauser, der am Pfingstmontag 1828 mit unbekannter Herkunft in Nürnberg auftaucht, wurde bereits mit Werner Herzogs "Jeder für sich und Gott gegen alle" verfilmt. Peter Sehrs "Kaspar Hauser" bleibt näher an neuen Interpretationen, fügt dem Staunen über ein menschliches Wesen, das zwölf Jahre eingesperrt und ohne jeden Kontakt aufwuchs, einen politischen Krimi hinzu. So beschreibt der Untertitel 'Verbrechen am Seelenleben eines Menschen' nur einen der sehr bewegenden Teile, nämlich die Untersuchungen und Erziehungsfortschritte mit dem 'Wolfsjungen' Kaspar. Die Intrigen am Badischen Hof, die Auseinandersetzungen mit den Bayern um die Pfalz bilden das Spiel der Mächte, in dem der liebenswerte Kaspar ein hilfloses Nichts ist.

Auch wenn er Kaspars Herkunft frühzeitig bekannt gibt, hält Sehr neben dem Mitgefühl eine große Spannung aufrecht. Die Bildpoesie aus seinem Vorgänger "Das Serbische Mädchen" ist bei dem anderen Thema nicht zu erwarten, doch Sehr zeigt sich stilsicher. Vor allem Räume und Landschaften sind für eine deutsche Produktion überraschend gut in die historisierende Handlung integriert worden. Mit einem bronzenen Leoparden würdigte das Festival von Locarno Andre Eisermann für seine Hauptrolle in "Kaspar Hauser". Neben Eisermann faszinieren Katharina Thalbach als üble Intrigantin und Uwe Ochsenknecht als lüsterner Ludwig von Baden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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