Bandits

BRD 1997 (Bandits) Regie Katja von Garnier,

Abgeschmackt!

Von Günter H. Jekubzik

Vier echte Mädelsraufen sich im Knast zur Frauenband "Bandits" zusammen. Luna, Angelund Marie (Jasmin Tabatabai, Nicolette Krebitz, Jutta Hoffmann)träumen vom Vertrag bei Gold Records. Die Schlagzeugerin Emma(Katja Riemann) vom Sonnenuntergang auf Guyana.

Auf dem Polizeiball, wo sie als Muster der Resozialisierungvorgeführt werden sollen, läuft überraschenderweisezuerst die Nummer "Fluchtversuch". Bis jedoch das Schiff in diegroße Freiheit ablegt, müssen die vier getürmtenKnastmusikantinnen untertauchen. Ein geschickter Plattenproduzentmacht die Ausreißerinnen jedoch schnell zum Hit. Jetzt sind die"Bandits" bei der Polizei ebenso beliebt wie bei Medien und Fans.

Selbstverständlich knallen auch im GansterINNEN-Filmweibliche Dickschädel kräftig aufeinander, bevor die tiefeFreundschaft ausbricht. Besonders die verschlossene, kühle Emmaund die laute, jähzornige Leithenne Luna streiten sich herzlichgern. Derweil sorgt die selbstmordgefährdete Seniorin Mariefür poetische Sinnsprüche und die püppchenhaft naiveAngel nimmt den Humor auf ihre Kosten.

Nach den vier schwarzen Hollywood-Frauen aus"Set it off" versuchen jetztvier blasse Deutsche der Justiz zu entkommen. Den Rollen von Riemannund Kolleginnen fehlt allerdings nicht nur der Hintergrund, der ausFiguren Menschen macht, dem ganzen Film fehlt fast alles, wasLangeweile verhindern könnte.

Drei mäßig begabte deutsche Schauspielerinnen (plusJutta Hoffmann am Rande) geben sich hart, wie sie es in denentsprechenden Männer-Gefängnis-Filmen gesehen haben. Aberalles nur Tarnung: Derbrutal sein wollende Knastalltag kommt klinisch rein und eigentlichganz nett rüber. Die weibliche Ausführung derMännerpension wird undwirkt nur gespielt.

Die Sprüche (Buch von Garnier) sind das einzig Gute, also dasBeste an diesem Durcheinander aus Stilproben, Zitaten und logischenUngereimtheiten. Die Inszenierung (von Garnier) stellt eineKatastrophe dar. Doch vielleicht ist es so gewollt. Ein flotterMusikfilm, dem die rasche Abfolge von schräg gefilmtenVideoclips und überzogene Charaktere wichtiger sind, als eineplausible Handlung? Der mit FAMEusen Tänzen auf Straßen,Brückengeländern und U2-Flachdächern zähesteLangeweile überspielen soll?

Zwischendrin beherrschen nämlich Platitüden die Szene.Hannes Jaenicke gibt einen coolen schwarz-gekleideten Macho-Bullen.Der Werbe-Hugo Werner Schreyer versucht, eine schöne Geisel zuspielen, kann sich aber in lächerlich ästhetisierendenPosen nicht aus den Fesseln eines schauspielerisch beschränktenModells befreien. Der koksschniefende Plattenproduzent wird fast vongoldenen Schallplatten und anderen typischen Klischees erschlagen.

Von Garnier konnte weder Figuren noch Situationen anständiginszenieren. Da hilft nur eins: Ein Lied, zwei, drei ... Mal alsweichgezeichnete Sentimentalität, mal als erotologischeGymnastik. Die junge Filmemacherin mag halt Videoclips und hat aufder Filmhochschule in München sichtbar gelernt, wie man tollgestylte Bilder dreht. Ihnen etwas Inhalt und Geist mitzugeben, standanscheinend nicht auf dem Stundenplan. Ein miserabler Film, der,garniert mit erfolgreichen (Riemann) und jungen (Krebitz, Tabatabai)deutschen Darstellerinnen, einer CD mit vielen Videoclips und derRegisseurin von"Abgeschminkt!", gut laufenkönnte.

Dabei sei schon vor dem Soundtrack gewarnt: Die "Bandits" spielenvom ersten Oldie an abgestandenen Gitarrenrock, der durch lautesSchreien und Who-Gehampel auch nicht moderner wird.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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