Marlene

BRD 1999 (Marlene) Regie Joseph Vilsmaier, 128 Min.

Kann man den Glanz eines Diamanten mit zufällig gefundenen Glasstückchen nachbilden? Läßt sich dem Glamour einer Marlene Dietrich mit deutschem Mittelmaß in Schauspiel, Ausleuchtung und Ausstattung nahekommen? Nein, sagt dieser Film in jedem seiner Bilder.

Der Anfang geht es ja noch durch. Marlene lebt mit ihrem Mann Rudolf Sieber (Herbert Knaup) und der gemeinsamen Tochter in Berlin. Die etwas pummelige, unauffällige Bühnenkünstlerin spricht beim Regisseur Josef von Sternberg vor. Die Rolle in "Der blaue Engel" macht sie am eigentlichen Star - Emil Jannings (Armin Rohde) - vorbei zur Berühmtheit. Ihr Entdecker Sternberg überredet sie mit den Worten "Willst du berühmt werden ... oder glücklich sein?", mit nach Hollywood zu gehen. Jetzt geht die Karriere los und der Film bleibt im Provinziellen stecken. Je mehr der große Star Marlene dargestellt werden soll, desto größer ist die Kluft zur "Marlene" als Film. Nur einmal hat Marlene alias Katja Flint einen großartigen Auftritt: Als Katharina die Große mit einem gewaltigen, roten Kleid auf dem Studiogelände der Paramount. Aber auch an anderen Stellen, stehlen schillernde Kostüme den Schauspielern oft nämliche Schau.

Der ganze Film leidet extrem darunter, dass alle wie ihre realen Vorbilder aussehen sollen: Armin Rohde imitiert den Emil Jannings, Götz Otto ist als Gary Cooper eine unfreiwillige Lachnummer und wenn die Maske Katja Flint für Dietrichs letztes Konzert mit Plastikstücken im Gesicht beklebt, erlebt das Scheitern einen peinlichen Höhepunkt.

Selbstverständlich bleibt das Leben "der Dietrich" auch in diesem dünnen Aufguß noch interessant. Sie schwirrt zwischen ihren weiblichen und männlichen Liebschaften umher und spielt zwischendurch Familie. Dabei wird das Stichwort "einsam" früh ins Bild gesetzt. Nur dem Offizier Carl (Heino Ferch) sie sehnsuchtsvoll treu, doch der ist auf der falschen Seite - des Ozeans und der Politik. Zu Ende des Krieges beteiligt sie sich an der Wehrertüchtigungs-Show für die US-Truppen nur um ihren Carl wieder zu sehen. (Sagt der Film ...) In Kurzfassung werden die beschränkten nationalen Vorwürfe abgehandelt, Marlene Dietrich hätte in den USA Filme gemacht, während die anständigen Deutschen zu Hause Krieg gemacht hätten. Aber alles in allem ist "Marlene" nicht das, was man sich vorstellt, nicht etwas, was man sich vorstellen will und vor allem: nicht lebendig. Auch die Musik behauptet dauernd und stört dabei penetrant. Nur in der nahezu identischen Imitation der ikonischen Momente einer Karriere pflückt sich der Film etwas von dem Glanz der Dietrich. Aber das hätte eine Dokumentation besser gekonnt, das HAT die Dokumentation "Marlene" von Maximilian Schell besser gekonnt.

Aber was hätte man bei Joseph Vilsmaier (u.a. "Herbstmilch", "Stalingrad", "Schlafes Bruder") anderes erwarten können: Schon die "Comedian Harmonists" hat er respektlos für einen schwachen Film verheizt.

www.marlene-derfilm.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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