Schlafes Bruder

BRD 1995, Kamera + Regie Joseph Vilsmaier, 127 Min.

Im grauen Einerlei aus Matsch, Regen und geschorener Idiotenköpfe wird unter blutiger, lauter Dramatik ein musikalisches Genie geboren. In Zeiten und an Orten, bei denen alles grausam und grau ist, finden wir den "Vilsmaierschen Naturalismus" ("Herbstmilch") in seinem dörflichen Element. Alpenpanoramen mit Orgelmusik und sakralem Gesang bereiten auf die bewegende Geschichte des Wunderkindes Elias vor. In eine brutale, kulturlose Umgebung geworfen, gebiert sich Elias aus den Klängen der Natur als virtuoser Organist neu.

Andre Eisermann spielt bekannt linkisch ("Kaspar Hauser") und mit kalten Fischaugen den Elias im beeindruckenden Film nach Robert Schneiders Roman. Mit erdigen Farben und bodenständigen Ausdrücken entwickelt sich auch das Drama vergeblicher Lieben. Während Elias nur für seine Musik lebt, verkennt er die Zuneigung des Freundes Peter und verliert die Liebe von dessen Schwester Elsbeth. Alles endet im Wahnsinn eines dörflich inzestuösen Lebens.

Neben der hervorragenden Kamera und den eindringlichen Darstellern muß der außergewöhnliche und exzellent wirkende Ton erwähnt werden. An der Musik schrieb der modernisierende Volksmusikant Hubert von Goisern mit.Besonders auffällig und interessant: der österreichische Theatermann Paulus Manker als Dorflehrer. Dessen miserables Orgelspiel und sein ganzes Leben scheitert an der Genialität des Wunderkindes. Zwischen zwei Welten erleidet er die ganze Grausamkeit und gibt sie in einem häßlich verunstalteten Humanismus wider.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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