Manila

BRD 1999 (Manila) Regie Romuald Karmakar, 115 Min.

Welch grandiose Idee: Ein extrem verspäteter Heimflug läßt in einer Wartehalle in Manila die deutsche Volksseele aufkochen! Welch erbärmliche Ausführung: Das ganze wirkt trotz einiger guter Darsteller meist banal wie die Folge einer Soap Opera - der Rest bleibt unverständlich.

Es beginnt mit Aufnahmen eines echten philipinischen Telegottesdienstes und der ist interessanter als das meiste was folgt. Walter (Michael Degen), der ehemalige Mercedes-Händler, der auf den Philippinen zum Puffwirt wurde, gibt Knut und Regine aus dem Osten ("aus Apolda - zwischen Buchewald und Weimar"), den humanistischen und klassizistischen Ex-Lehrern, Nachhilfe in Sachen lockeres Leben. Der ehemalige Somalia-Soldat Rudi (Jürgen Vogel) lernt die deutsch-amerikanische Jüdin Elisabeth (Elizabeth McGovern) kennen und benimmt sich nur mäßig daneben. Cora, die Prostituierte (Achtung: Opfer!) will für eine neue "Position" nach Deutschland. Dazwischen dürfen ziemlich abartige Neustädter und bedeutungsvolle Weisheiten nicht fehlen. So läßt die deutsch-amerikanische Journalistin Elisabeth vom Stapel, dass "Ein Deutscher im Ausland immer wie eine kleine offene Wunde ist" und dann lässt sie die Hosen runter.

Ein paar schauspielerische und sexuelle Nummern, ein Sauflied, das die nervig laute und schrecklich begeisterungsfähige Menge zum "Gefangenenchor von Manila" (haha) macht. Semmelrogge flirtet mit der Toilettenfrau und zeigt allen intime Aufnahmen seiner Sommer- und Winter-Phillipinas. Eddie Arendt leitet eine seltsame Rätselstunde, die wohl auf Will Trempers ähnlich situierten "Die endlose Nacht" aus dem Jahre 1962 verweisen soll. Das alles wirkt wie schlecht provozierendes Theater, man versteht nichts und wundert sich auf dem Kinositz hin und her. Ein heftiger Ausfall des Toilettenpolizisten und -Trottels Franz ist ebenso schwer erklärlich wie die Anfälle des Neustädters Herbert (Manfred Zapatka). Überhaupt interessiert in dem groben Stück mit der klassisch klaustrophobischen Grundidee niemand, es entwickelt sich nichts bei den Figuren.

Zuletzt hat man von Karmakar gehört, als er zusammen mit Manfred Zapatka "Das Himmler-Projekt", einen dreistündigen Vortrag Himmlers realisierte. Sein größter Erfolg war bislang Götz George als "Der Totmacher". Im Prinzip ist auch "Manila" wieder ein Monologfilm von Karmakar, auch wenn viele Monologe aufeinanderfolgen und einige sogar zueinander in Dialog treten. Das einzige Beruhigende sind die künstlichen Kulissen, die klar machen: das hat die Filmförderungen wenigstens nicht viel gekostet.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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