Shiva und die Galgenblume

Von Günter H. Jekubzik

Während der schillernde Glanz des deutschen Nazi-Films die Leinwände verzauberte, lagen dahinter Städte in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs, Millionen litten und starben. Hans Georg Andres und Michaela Krützen gruben Fragmente von "Shiva und die Galgenblume", eines der letzten Filme des Dritten Reiches, aus DDR-Archiven aus und montierten die Spielfilmszenen in ihren Entstehungsrahmen hinein.

Prag bot 1945 der großdeutschen Filmproduktion eine Fluchtburg nachdem das Drehen im zerbombten Babelsberg nicht mehr möglich war. Gleichzeitig stellte die Stadt für die Schauspieler ein Schlaraffenland in Kriegszeiten dar, von dem sie in Interviews noch heute schwärmen. Sie lebten in den besten Hotels und kauften Köstlichkeiten, die im hungernden Deutschland undenkbar waren, drängte mit ihrer Flucht nach Prag gleichzeitig tschechische Schauspieler in den Arbeitsdienst.In dieser Situation zögerte das Team unter der Leitung Hans Steinhoffs die Dreharbeiten am Krimi "Shiva und die Galgenblume" möglichst lange hinaus. Das Kriegsende war abzusehen, und vorher durfte der Film nicht fertig werden. Die Regisseure Hans Georg Andres und Michaela Krützen realisierten mit ihrer Mischung von gefundenem Spielfilmmaterial, nachgedrehten Szenen, Interviews und Dokumentationen einen Schnitt durch Zeitgeschichte.

Der Mythos vom "blonden Hans" Albers - als Kommissar Shiva in der Hauptrolle - wird entzaubert und enthaart. Der Tod im Film parallel montiert mit dem von Angehörigen der tschechischen Studioarbeitern. Auf die Spielfilmfrage "Wer klopft?" dringen nach dem Schnitt russische Panzer in den Dokumentarfilm ein.Andres und Krützen benutzten so die Spielfilm-Handlung als Stichwortgeber, führten sie aber auch dort zuende, wo die chaotische Flucht des deutschen Teams die Dreharbeiten beendete. Manfred Zapatka spielt den Part von Hans Albers weiter und überführt einen Geldfälscher mit tragischer Vergangenheit. In seiner wichtigsten Leistung läßt der Film stellvertretend für viele andere Produktionen den Hintergrund seiner Entstehung durchscheinen.

Ko-Regisseurin Michaela Krützen studierte nach dem Abitur am Aachener Rhein-Maas-Gymnasium in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik sowie Bibliothekarswissenschaft und ist seit 1989 sie Dozentin für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft an der Universiät Köln.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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