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Liebe in jeder Beziehung

USA 1998 (The Object of my affection) Regie Nicholas Hytner, 112Min.

Im Schultheater wird lieblich die "KleineMeerjungfrau" nach Disney aufgeführt. Dem ebenso nettenLehrer George (Paul Rudd) erwartet jedoch am Abend eine knallharteEntdeckung. Er von Dritten auf einer Party, daß ihn seinGeliebter verlassen hat. Die nette junge Zufallsbekanntschaft Nina(Jennifer Aniston) lädt ihn zur Untermiete nach Brooklyn ein.Während sie im Sozialcenter jungen Mädels klugeBeziehungstips verteilt, ist es mit dem eigenen Leben etwasschwieriger: Zwar steht eine Hochzeit bevor, doch Vince ist auf denersten Blick niemals der Richtige. Dafür erfüllt sicherneut das Klischee, daß die schwulen Männer immer diebesseren sind. Nach vielen Seufzern und Tränchen passiert estatsächlich zwischen den Nur-guten-Freunden George und Nina. DieRückkehr seines Liebhabers und eine Schwangerschaftverkomplizieren die unmögliche Beziehung. Das amerikanischeFamilienfest Thanksgiving zeigt Nina die Vergeblichkeit ihres Wegesauf. Doch es gibt noch ein paar Überraschungen bis zumbitter-süßen Ende, das wir schon aus "DieHochzeit meines besten Freundes" kennen.

Jennifer Aniston grinst erneut - nach "Dergebuchte Mann" - als Zugpferd herum und der Star aus derTV-Sitcom "Friends" ist auch Schuld, daß dem Film zu oft dieOberflächlichkeit einer Fernsehserie vorgeworfen wird. Das Ganzeerinnert stellenweise an deutsche Beziehungskomödien, abereinige Szenen wurden exzellent inszeniert. So erleben George und Ninagemeinsam einen Tanzkurs mit formal sehr schönen Filmszenen.Nach der ersten Hälfte des Films konnte ich mich angesichtssoviel ausgelatschter, mit Jennifer Aniston gekrönterBanalität kaum noch im Kino halten. Anistons urheberrechtlichgeschütztes "Och-herrje-Gesicht" ist grausliger als derschlimmste Horror! Konnte das ein Film von Nicholas Hytner sein, demRegisseur von "King George - einKönigreich für mehr Verstand"? (Allerdings hatte derTheaterregisseur Hytner danach mit der "Hexenjagd"bewiesen, daß er jeden Mist mitmacht.) Doch es ist ein(bewußter?) Trick des Films, daß er in seinerHauptgeschichte so uninteressant wird, um damit den Blick auf dievielfältigen Beziehungsformen am Rande zu lenken.

Erstaunlich war zuerst der offene Umgang mit Homosexualität."Bring' doch einfach deinen Freund mit," heißt es oft und nichtnur in Künstlerkreisen. Das Multikulti-Bild in derReligionsklasse bereitet auf breitgefächerteLebensmöglichkeiten hin: Alles geht, die Sackgasse derKernfamilie erhält fruchtbaren Zuwachs. So ist "Liebe in jederBeziehung" (man lasse sich den Titel in jeder Betonung auf der Zungezergehen) bei all seiner harmlosen Oberflächegesellschaftspolitisch tatsächlich gewagter als etwa "In& Out" oder "Philadelphia",nur etwas komplexer als der durchschnittliche Hollywoodfilm und damitetwas lebensnaher und spannender.


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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