The Insider

USA 1999 (The Insider) Regie Michael Mann, ca. 150 Min.

Ein "Insider" packt aus ... Zuerst dreht sich alles um Jeffrey Wigand (Russell Crowe), einen exzellenten Chemiker, der von einem Tabakunternehmen mit guter Abfindung gekündigt wurde. Als Lowell Bergman (Al Pacino), Produzent der berühmten TV-Sendung "60 Minutes", Kontakt zu Wigand aufnimmt und der Konzern seine Zahlungen einstellt, gerät der Familienvater in einen Konflikt: Soll er sein Ehrenwort brechen und der Öffentlichkeit preisgeben, wie die Zigarettenindustrie mit mörderischen Tricks die Nikotinabhängigkeit erhöht? (Übrigens eine wahre Geschichte, deren Fakten sehr genau wiedergegeben werden mussten!) Lange hält ein Zustand der Ungewissheit an und obwohl äußerlich wenig passiert, sind diese Momente ungemein spannend. Mit enormer Intensität gestaltet Regisseur Michael Mann eine Situation, die in der bloßen Nacherzählung kaum noch müdes Gähnen hervorlockt.

Zweieinhalb Stunden dieses dichten Meisterwerks machen auch dem Letzten klar, dass die Aufteilung in Hollywood- und Kunstkino arg simpel ist. Die atemberaubende Story um einen "Insider", der die mörderischen Praktiken der Zigarettenindustrie offen legen will, ist unter anderem so aufregend, weil Regisseur Michael Mann ("Roter Drache", "Heat", "Der letzte Mohikaner") die bekannten Bilder und Abläufe des US-Kinos gegen den Strich bürstet. Vor allem enthüllt der Film über Enthüllungsjournalismus mit Al Pacino als engagierten, linken TV-Produzenten die Interna der amerikanischen Medienwelt. Statt Colts zieht man seine Beziehungen und der wahre Held ist die Wahrheit: Sie wird in den Schmutz gezogen, niemand glaubt mehr an sie und doch kommt sie ans Licht.

Denn irgendwann merkt man, auch Lowell Bergman ist ein Insider, einer, der sich gegen sein System stellt, der sein Gewissen nicht verkauft. Eine typische Rolle, nach Watergate und "Die Unbestechlichen" allzu bekannt? So wie Michael Mann sie darstellt, wird sie wieder aufrichtig und packend wie zum ersten Mal gesehen.

Mit der Rolle des Tabak-Insiders spielt sich Russell Crowe endgültig ins Bewusstsein. Jetzt erkennt man ihn in "L.A. Confidential", "The Crossing", "Schneller als der Tod" und bald auch als "Gladiator" wieder.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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