Der letzte Mohikaner
(The last of the mohicans) USA 1992, Regie: Michael Mann, 112 Min.
Der bekannte Roman von James Fenimore Cooper wurde bereits mehr als dreimal verfilmt. Michael Mann (Blutmond, Miami Vice) läßt in seinem groß angelegten Abenteuerfilm wiederum die unterschiedlichen Welten der Indianer und der weißen Eroberer in Schlachten und persönlichen Begegnungen aufeinanderprallen. Dabei finden sich Cora, die emanzipierte Tochter des britischen Kommandanten und Hawkeye, der weiße Adoptivsohn des letzten Mohikaners Chingachgook in einer dramatischen Liebesgeschichte. Hawkeye (Daniel Day-Lewis) entspricht vollkommen dem eurozentrierten Bild des freien, wilden Indianers, er steht auf sich gestellt zwischen den sozialen Gruppen Stamm beziehungsweise weiße Kolonie. Auch Cora (Madeleine Stowe in einer starken Frauenrolle) zeigt sich frei von der engen Gedankenwelt ihrer Umgebung und macht - intelligent und verführerisch - die Anziehungskräfte zu Hawkeye verständlich.
Als Aktionfilm ist "Der letzte Mohikaner" mit packenden Szenen und einem furiosen Schnitt gelungen. Brutal ist er hauptsächlich auf der Tonspur, daß heißt die Vorstellung muß sich ihr Material von außerhalb des Bildes holen. Neben der nicht immer logisch wirkenden Dramaturgie verstören die seltsam kühlen Panoramaszenen großer Schlachten. Doch diese Distanz entspricht nur einer Kriegstechnik späterer Jahrhunderte, in denen es nüchtern um die Reichweite der Waffen, um die fortschrittlichste Technik geht. In den lächerlich umständlichen Truppenbewegungen spiegelt sich ein schwerfälliges System, daß nur durch überlegene Waffentechnik Weltmacht bleibt. Die drei Helden Hawkeye, Chingachgook und sein Sohn Uncas (letzter sind eher Statisten) faszinieren dagegen mit ihrer Beweglichkeit, mit endlosen Läufen durch natürliche Wälder.
Als weiterer Topos steht dem (oft gebogenen und gebrochenen) britischen Recht, ein sympathischeres individuelles Gerechtigkeitsgefühl gegenüber. Daniel Day-Lewis verkörpert all das Positive in einer sensationellen Darstellerleistung, die auf dem gleichen herausragenden Niveau wie seine Rollen in "Mein wunderbarer Waschsalon" und "Mein linker Fuß" steht.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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