Genug

USA 2002 (Enough) Regie Michael Apted, 114 Min. FSK ab 12

Das hätte was werden können: Jennifer Lopez unter der Regie von Michael Apted ("Nell", "Blink", "Halbblut") in einem Thriller. In Soderberghs "Out of Sight" kam der Popstar wie eine richtige Schauspielerin rüber, doch jetzt gibt es da diese haarsträubende Geschichte, die einen aufschreien lässt: "Genug"

Die raue Kellnerin Slim (Jennifer Lopez) trifft den netten reichen Mitch (Bill Campbell) und ist völlig überrascht, dass jemand sie überhaupt bemerkt. (Wie gesagt: "Traumfrau" Lopez spielt das hässliche, mannlose Entlein!) Im Zeitraffer laufen Heirat und Geburt ab, die glückliche Familie alten Stils bekommt durch Mitchs Seitensprung einen Riss. Slim jammert ein wenig und bekommt dann vom Super-Macho glasklar gesagt: "Du bist meine Frau, mein Eigentum und hältst den Mund." Dann haut der sebstbewußte Schläger noch ein paar Mal zu und die Sache ist klar: Es dauert noch eine Weile, bis Sim mit ihrer kleinen Tochter und der Hilfe von Freunden endlich fliehen kann, aber dann wird sie den Spieß umdrehen, irgendeine Kampftechnik lernen und ein dummer Rachefilm mit feministischem Anstrich geht seinen Gang.

Es gibt wahrlich genug üble Rache- und Selbstjustiz-Filme nach diesem simplen Schema und ihre Wirkung kann man sich nur mit größtem Schrecken vorstellen. Wie oft gaukeln uns Fließband-Autoren vor, die einzige Lösung gegen Gewalt und Aggression sei, den Aggressor umzubringen? Doch auch von anderem hat man bei der dünnen Geschichte "Genug" genug: Alles wirkt übertrieben, der Macho Mitch ebenso wie das anfängliche Naivchen Slim. Besonders Ekel erregend verlogen ist das kurze Zweifeln vorm endgültigen Mord, den das Zielpublikum selbstverständlich erwartet. Andere Lösungen werden konsequent ignoriert. Ein energischer Auftritt bei der Polizei hätte nämlich den blutigen Showdown verhindert. Eine Frau sieht rot - und dem Publikum wird schlecht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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