Blink

USA 1994, Regie: Michael Apted, 106 Min.

Die Geschichte des Thrillers lehrt uns: Blinde kriegen mehr mit, als Sehende denken. In "Blink" wird die Augen-Zeugin Emma Brody (Madeleine Stowe) zur Riech-Zeugin, da sie den intensiven Seifengeruch des Mörders deutlich erinnert. Das reicht im Polizeibüro allerdings nur für eine Lachnummer. Doch die Zeugin und der Kommissar John Hallstrom (Aidan Quinn) werden noch zusammenkommen - machte er sich doch ebenfalls lächerlich, als er in einer Bar vor der blinden Violinistin strippte, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

Ungewöhnlich verläuft dieser Blinden-Thriller weil Emma ihr Augenlicht durch eine Operation wiedererlangt. Erstmal leidet sie dann jedoch unter einem verzögerten photographischen Gedächtnis. Nach Stunden oder Tagen sieht sie plötzlich klar und deutlich, was vorher nur verschwommen ihre genesenden Augen passierte. Sehr spannend sind die optischen Umsetzungen der ersten Seherfahrungen Emmas. Daß einige Gedanken über das Sehen in diesem Film stecken, zeigt auch ihre, an eine Bekannte gerichtete Frage "Bin ich eigentlich schön?" Emma muß nicht nur langsam klare Bilder ihrer Umwelt gewinnen, auch die Konstruktion ihres Selbstbildes bedarf einiger Anstrengungen. Der Spiegel, der in "Blink" eine einschlägige Rolle spielt, reicht als Maßstab nicht aus. Die Augen der Mitmenschen müssen das eigene Bild ein-richten.

Madeleine Stowe überzeugt in ihrer ersten alleinigen Hauptrolle nach "Unlawful Entry" und "Der letzte Mohikaner" als starke Frau, die ihre eigene Freiheit erkämpft. Regisseur Michael Apted, bekannt durch seine Dokumentationen und den engagierten Indianer-Film "Halbblut", fesselt in "Blink" durchgehend mit vielen durchdringenden Blick-Ideen. Den Thriller-Aspekten von "Blink" allein gelang dies nicht bei jedem.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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