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Echt Blond

USA 1997 (The Real Blond) Regie und Buch Tom DiCillo, 105 Min.

Echt enttäuschend!

Zwei Schauspieler, ein Mannequin, die Maskenbildnerin - eine Weltder Schönen und teilweise Erfolgreichen. Doch wie sieht es unterder Decke aus? Auf jeden Fall ziemlich schräg!

Da sind Supermodels, die in jedem Disney eine hochgeistigeBotschaft entdecken. Das mit dem sehr blonden Exemplar Sahara(Bridgette Wilson) beworbene Parfüm heißt sehr treffend"Depression"! Doch wirbeschäftigen uns vor allem mit dem alltäglichenPärchen Joe (Matthew Modine) und Mary (Catherine Keener). Derkellnernde Schauspieler sucht verzweifelt einen Job, der seineFähigkeiten anerkennt. Werbung und Musikvideos lehnt er ab undkellnert ebenso schwach wie er spielt. Beim Proben im rotenBademantel vor dem Spiegel zeigt sich ein selbstüberschätzter, dadurch alberner Versager. Anfangsvermißt Mary nur Joes Anteil vom Haushaltsgeld. Dann geht einHund sowie die sexuelle Lust von Joe und Mary verloren. Mary bekommtProbleme mit dem männlichen Sexismus, aber vor allem mit derSchlaffheit ihres Partners. So sitzen sie am Ende jeden Tages undjeder Episode nebeneinander im Bett, wälzen banaleBeziehungsprobleme und erinnern ganz entfernt an WoodyAllen.

Derweil bekommt Bob (Max Caulfield), ein entfernter Kumpel Joes,seine große Rolle als Dirk Drake in der Soap Opera "PassionCrest" und setzt seine besessene Rolle nach einer "echten Blonden"fort. Mit Daryl Hannah als Star-Schnepfe Kelly in der Soap-Operaläßt sich viel Spaß bekommen, doch sie ist auchschwierig ...

Bissige Karikaturen im grellen Design - so kennt man Regisseur TomDiCillo aus dem Locarno-Preisträger "Johnny Suede" (1991 mitBrad Pitt) und umwerfend komischen Satire des Filmgeschäfts"Living in Oblivion"(1995). Der ehemalige Kameramann von Jim Jarmusch (für"Permanent Vacation" und "Stranger than Paradise") galt als Star desIndependent-Kinos. In seinem letzten Film "Boxof Moonlight" schlug er mit John Turturro in der Hauptrollesanfte Töne an und verzauberte mit einer poetischen undsehnsuchtsvollen Geschichte. Mit "Echt blond" geht er zurück indie Künstler-Szene aus "Livingin Oblivion", allerdings mit einem viel größerenBudget, mit einer Reihe von Stars selbst in den Nebenrollen. Erversucht, Spott und Gehalt zusammenzubasteln - doch es funktioniertnicht. Die - zeitweise sehr komischen - Figuren hängen irgendwozwischen Karikatur und Charakter in der Luft. Typen aus einerFantasiewelt versuchen im realen Leben Fuß zu fassen. DieHandlung verläuft träge, nicht spritzig, nicht treffend. AmEnde sind Hund und Sexualleben wieder da und man hat sich nichtsonderlich amüsiert.

Immer wieder versucht DiCillo, in einer Farce ernst zu sein. Esgeht um künstlerische Ansprüche, die der Karriere im Wegstehen, Shakespeare und Madonna konkurrieren. Um das Finden derRichtigen. Es scheint, als hätte DiCillo hier seineBeziehungsprobleme verfilmt. Eine ganz alltäglicheLiebesgeschichte. In einem Interview mit epd-film sagte DiCillo:"´Echt blond´ ist der passende Ausdruck für alleIllusionen, denen wir alle, Männer und Frauen blind nachjagen."So ein Satz ist wesentlich klarer als eine verunglückte Farcemit viel zu viel ernstem Beziehungs- und Kunstballast. "Echt blond"ist keine echte Parodie, kein echtes Beziehungsstück. In denbesten Momenten wird die immer extremer werdende Welt der Werbungbloßgestellt, die Oberflächlichkeit angekratzt. KleineDetails wie der Sendername "Empty V" erinnern an die Spritzigkeit von"Living in Oblivion".Dazu sind es gute, ausgeprägte Rollen, die da hervorragendenSchauspielern überlassen werden: Christopher Lloyd ist alsschwuler Oberkellner exzellent. Kathleen Turner verkörpert alsknallharter Agentin die Brutalität des Geschäfts. Die Setswurden wieder stilistisch grell dekoriert und spiegeln dieäußerliche Lebenssphäre der Showbiz-Menschenwieder.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von GünterH. Jekubzik

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