The Beach

GB/USA 2000 (The Beach) Regie Danny Boyle, 119 Min.

Im Taumel des Jet Lag treibt ihn die Abenteuerlust voran. Richard (Leonardo DiCaprio) ist in Bangkok gelandet. Die Welt - oder zumindest Thailand - gehört ihm, ein Glas Schlangenblut wird mutig weggekippt. Nur nicht wie die anderen (Amerikaner) sein, sagt die Stimme im Off immer wieder. Von einem verrückten Briten (Robert Carlyle) erhält Richard eine Karte und der Trip zur geheimnisvollen Insel ist doch eine klasse Gelegenheit, sich an die nett freche Französin Francoise (Virginie Ledoyen) ranzumachen. Zusammen mit ihrem Freund Etienne (Guillaume Canet) schaffen sie es tatsächlich: Ein Strand weißer als Persil strahlt ihnen entgegen. Die Gemeinschaft dort gestrandeter Hippies sieht da schon weniger attraktiv aus. Aber alle sind sich sicher: Wir haben das Paradies gefunden. Selbst das Ausspannen von Françoise geschieht recht undramatisch. Doch wie erwartet zeigt das Paradies seine dunklen Seiten: Die Natur schlägt mit dem mörderischen Biß eines Hais zu. Kranke werden gnadenlos ausgesondert. Das Regime der harten Herrscherin Sal (Tilda Swinton) zeigt seine unmenschlichen - oder typisch menschlichen - Züge.

Von der Verfilmung des gleichnamigen Alex Garland-Romans hatte man viel mehr erwartet. Auch vom britischen Regisseur Danny Boyle, der mit "Kleine Morde unter Freunden", "Trainspotting", "Lebe lieber ungewöhnlich" und "Twin Town" immer spannende Figuren mit frischem Filmstil darstellte. Der Strand wirkt dagegen recht flach: Dauernd sieht man Klischees wie aus dem Reisekatalog mittelmäßiger Literatur in der ausgewählt schönen Kulisse: "Gefangen im Paradies", "Die blutige Lagune" oder vielleicht "Mörderisches Glück" wären auch passende Titel. Alle im Film rauchen ständig Gras, doch das konventionelle Produkt selbst wirkt zu keinem Zeitpunkt berauschend oder begeisternd.

Nervige Sommerhits stellen die erbärmliche Musik des Films bloß. Oder sollte damit der falsche Schein der Aussteiger vertont werden?

Das Glück liegt nicht an irgendeinem Strand rum. Es steckt in jedem selbst. Das sind Weisheiten, die selbst den ganz jungen Fans von Leonardo etwas simpel vorkommen sollten. Anti-touristischer Sinn und tiefere Bedeutung stecken hauptsächlich in der Werbekampagne oder vielleicht im Roman.

Leonardo DiCaprio gelingt der größenwahnsinniger Knabe nur teilweise. Vor allem im Wahnsinn zeigt sich mangelndes darstellerisches Talent beim Jungstar. Es sollte wohl aussehen wie Marlon Brando in "Apocalypse Now", doch dazu ist Leo der Kleine (noch?) nicht in der Lage.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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