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Asterix & Obelix gegen Cäsar

Fr/BRD 1999 (Asterix & Obelix contre Cäsar) Regie Claude Zidi, 110 Min.

Nach den eher weniger als mehr gelungenen Zeichentrickfilmen (von "Asterix erobert Rom" über "Asterix - Sieg über Cäsar" und "Asterix - Operation Hinkelstein ", bis "Asterix in Amerika") kamen die Franzosen jetzt auf die unmögliche Idee, den Comic-Klassiker "Asterix und Obelix" mit realen Darstellern zu verfilmen. Die spinnen die Gallier! Deshalb zu diesem Thema nur noch die Frage, weshalb Obelix neuerdings einen Rucksack braucht, um Hinkelsteine zu tragen?

Die überlange Handlung stellt eine simpel zusammengeschusterte Mischung aus einigen der mittlerweile über dreißig Asterix-Comics dar: Die römischen Truppen lungern wie gewohnt zerknirscht und verprügelt um das unbesiegbare gallische Dorf herum. Der hinterhältige Gouverneur Tullius Destructivus (Roberto Benigni) läßt Miraculix entführen, um an das Geheimnis des Zaubertranks zu kommen, das die rauflustige Gemeinschaft immer Sieger sein läßt. Dank der Raffinesse von Asterix (der Komiker Christian Clavier) und trotz der Einfalt seines dicken Freundes Obelix (Gérard Depardieu) wird das Dorf und zudem noch der Erzfeind Cäsar (Gottfried John) gerettet. Aus "Asterix als Legionär" importierte man Falbala als eine der wenigen attraktiven Frauen der Asterix-Geschichten. Ein "Seher" stiftet Unfrieden und Zwietracht.

Realfilme nach Zeichentrick-Vorlagen, wer denkt da nicht mit Grausen an Terrence Hill, der es schaffte, "Lucky Luke" flacher als auf Papier zu spielen. Auch "Asterix & Obelix gegen Cäsar" könnte man als geschmäcklerische Verirrung abtun. Doch der Film ist immerhin ein recht teueres "Spaßeken", das in Frankreich zumindest am ersten Wochenende - das ist: bevor sich die Qualität des Films rundspricht - gut Kasse machte.

Startrunken kommt der Film daher. Maske und Kostüm schwanken zwischen treffender Nachahmung bekannter Zeichencharaktere und teilweise übler Entstellung der liebgewordenen Comicfiguren. (Darin ist dieser Franzose Altmans seltsamem "Popeye" - mit Robin Williams in der Hauptrolle - verwandt.) Das Weltwunder dieses Film ist jedoch Gérard Depardieu: Der französische Star kann sogar eine Figur wie Obelix spielen, die jeden Rahmen sprengt! Allerdings hat er gewisser Startvorteile, da seine Nase schon naturgemäß den gezeichneten Knollen der Asterix-Väter René Goscinny und Albert Uderzo ähnelt. Das Wesen des verliebten Obelix entfernt sich jedoch störend von der Vorlage. Dicksein und Diäten tauchen als Themen auf, als ob Danone diesen Film gesponsert hätte. Die Einfalt des Hinkelsteinlieferanten fällt generell zu komplex aus, wie überhaupt die meisten Figuren des Films von seiner psychologischen Kriegsführung überfordert sind. Man stelle sich eine Folge von "Asterix und Obelix" im Format von "Krieg und Frieden" vor - das kann nicht gut gehen!

Unvermeidbar bei solch durchkalkulierten Megaprojekten sind die unnötig modernen Gimmicks und Action-Elemente. Digital duplizierte Legionärsmassen beeindrucken die Steilküsten Frankreichs bevor sie reihenweise und vertrickst auf keltisch angehauchter Musik durch die Luft gehauen werden. Am Ende gehen die technischen Möglichkeiten dann völlig mit dem Film durch.

Neben Geld und Studios wurden auch Darsteller aus Deutschland verheizt: Hardy Krüger Jr. als Tragicomix ist glücklicherweise so gut wie nie zu sehen. Marianne Sägebrecht verkörpert als Häuptlingsgattin Gutemine einen völligen Mißgriff in Verachtung literarischer Tatsachen: Gutemine ist vielleicht stämmig und laut, aber auch: klein! Merke: Gallische Häuptlinge wurden nicht nach dem Gewicht ihrer Frauen gewählt. Nur Gottfried John hat als Cäsar Format, stattet einen gleichzeitig größenwahnsinnigen und verstörten Heerführer mit interessanten Ecken und Kanten aus.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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