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All unsere Dämonen

(Os demónios do meu avô) Portugal/Spanien/Frankreich 2022 R: Nuno Beato,
85 Min.

Rosa hat sich selbst verloren in ihrer Arbeit in einem Großraumbüro in
der Stadt. Das ständige Streben nach besseren Ergebnissen wächst ihr
allmählich über den Kopf. Unkontrollierte Wutausbrüche kosten sie
schließlich den Job. Als ihr Großvater stirbt, macht sie sich auf den
Weg. Sie reist zum Haus ihres Opas in ihre Heimat. Dort, in einem
abgeschiedenen Dorf, wuchs sie auf, nachdem ihre Mutter starb. Doch die
Erinnerungen an eine liebevolle Kindheit trügen. Dort angekommen stellt
sich heraus, dass ihr Opa immer mehr der umliegenden Grundstücke kaufte,
um allein zu sein. Die Dorfbewohner begegnen Rosa feindselig und
allmählich findet sie heraus warum.

Die Welt aus der Rosa kommt, stellt Regisseur Nuno Beato als
Computeranimation im Trickfilm-Look dar, glatt, farblos, ohne Ecken und
Kanten. Wenn sie die Großstadt hinter sich lässt und in das Reich ihrer
Kindheit eintaucht, wandelt sich die Optik. Plötzlich befinden wir uns
in einer detailverliebten, stop-motion-animierten Welt wieder. Ein
genialer Kunstgriff, der seine Wirkung ebensowenig verfehlt wie die
phantastischen Elemente, mit denen Nuno die Dämonen der Vergangenheit
heraufbeschwört und zum Leben erweckt. Inhaltlich geht das nicht immer
ganz auf. Die Handlung wird zu sehr von Zufällen vorangetrieben. Zudem
wird der kunstvolle Film von der recht naiven Synchronisation
torpediert, die eher für ein Kinderpublikum gemacht zu sein scheint,
obwohl sich der ernste Animationsfilm eindeutig an Erwachsene richtet.
Mit „All unsere Dämonen“ will der Hamburger Verleih Little Dream
Pictures das neue Label „Animation Addicts“ etablieren, das in Zukunft
mehr Animationsfilme für Erwachsene in die deutschen Kinos bringen soll.
Das ist absolut begrüßenswert, wenn man dem Publikum auch auf der
Tonebene mehr zutraut und weniger erklärt.


Ein FILMtabs.de Artikel