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The Son

USA, Frankreich, Großbritannien 2022, Regie: Florian Zeller, mit Hugh Jackman, Vanessa Kirby, Zen McGrath, 124 Min.

Florian Zeller ist ein sehr erfolgreicher Theater-Autor, der im Jahr 2020 selbst sein Stück „The Father“ mit Anthony Hopkins als sensationellen Film über Demenz inszenierte. Nun verfilmt der französische Schriftsteller mithilfe des legendären Drehbuch-Autors Christopher Hampton („Gefährliche Liebschaften“) sein Bühnen-Baby „The Son“ zum Thema Depression.

Der New Yorker Anwalt Peter (Hugh Jackman) ist erfolgreich und glücklich in seiner frischen Ehe mit seiner jüngeren Partnerin Beth (Vanessa Kirby). Bis seine Ex-Frau Kate (Laura Dern) vor der Tür steht und von den Problemen ihres gemeinsamen Sohns Nicholas (Zen McGrath) erzählt, der wochenlang nicht mehr in der Schule war, verstört und wie ausgewechselt
ist. Er will auch nicht mehr länger bei seiner Mutter leben. Peter lässt schließlich den 17-Jährigen bei sich in dem arg grau designten Appartement wohnen. Anfangs ist Nicholas verbittert gegenüber der Frau, welche die Ehe der Eltern auseinandergebracht hat. Dann scheint sich alles zu bessern, es gibt eine fröhliche Tanzszene zu Tom Jones’ „It’s not unusual“. Der Soundtrack antwortet aber direkt mit einem melancholischen Liedchen, nach kurzer Euphorie verfällt der Sohn wieder seiner Traurigkeit. Nach einem Selbstmordversuch will die Klinik Nicholas unter Beobachtung bei sich behalten. Angesichts der weinenden Kindes stehen die Eltern vor der schweren Entscheidung, dem Arzt oder dem Sohn zu glauben.

Es ist relativ schnell klar, dass Nicholas an einer schweren Depression leidet. Allein die Erwachsenen im Film kriegen das scheinbar nicht mit oder wollen es nicht sehen. Das verwundert vor allem im Gegensatz zu dem in jeder Hinsicht stimmigen „The Father“. Nur am Rand geht es um die Schwierigkeiten einer jungen Mutter, plötzlich einen Teenager im Haus zu haben. „The Son“ leidet vor allem aus der Perspektive des Vaters Peter mit. Der ist allerdings auch Sohn, wie eine kurze Szene mit Anthony Hopkins als (Groß-) Vater mit zynischer Kälte fühlbar macht. Peter ist in dieser Familienaufstellung der Vater, der seine eigene vaterlose Kindheit nicht reproduzieren will. Obwohl ihn ein Senator unbedingt als finanziellen Berater will, verzichtet er auf den tollen, neuen Job in Washington, um mehr Zeit für seinen problematischen Sohn zu haben. Die Vernachlässigung der neuen Familie wird selbstverständlich zur Belastung für Partnerin Beth.

Während bei „The Father“ Demenz in verschiedenen Ebenen auftauchte, gibt es bei „The Son“ exakt eine Überraschung. Es ist im Prinzip ein Kammerspiel mit kurzen Ausflügen in die Außenwelt. Florian Zeller kümmert sich aufwändig um sein Bühnenkind „The Son“ mit hervorragender Kamera (Ben Smithard), emotionalem Soundtrack (Hans Zimmer) und vor allem exzellentem Schauspiel von „Wolverine“ Hugh Jackman („Les Misérables“, „Logan“). Trotzdem fällt der neue „Film-Apfel“ zu weit vom Stamm: Nach dem überall gefeierten „The Father“ fällt „The Son“ ab und ist trotzdem noch ein sehenswerter Film.


Ein FILMtabs.de Artikel