Contact

USA 1997 (Contact) Regie Robert Zemeckis, mit Jodie Foster,Matthew McConaughey, James Woods, Hohn Hurt, Savid Drumlin, 150 Min.

Vorwärts in die Zukunft

Von Günter H. Jekubzik

Schon als Kind lauschte Ellie in die Ferne, suchte Kontakt perFunk. Als erfolgreiche Wissenschaftlerin richtet Ellie Arroway (JodieFoster) ganze Reihen riesiger Teleskope ins All. Melden sich andereIntelligenzen über diese Antennen bei uns? Der Forschungszweigist umstritten und Ellie hat als Frau zusätzlicheSchwierigkeiten, ihrer Vision zu folgen. Als dann tatsächlichein stampfend-rhythmisches Signal über eine der unzähligenFrequenzen erklingt, steht die Welt angesichts diesesersten KontaktsKopf. Das Militär meint, die außerirdische Nachricht seispeziell an Ballermänner wie sie gerichtet, esotherische Gruppenaller Art umlagern die Teleskope und Karrieristen versuchen denErfolg von Arroway abzusahnen. Die ersten entschlüsselten Bilderliefern eine gewaltigeÜberraschung. Der nicht versiegenden Informationsflußscheint ein Bauanleitung für ein intergalaktisches Reisemobil zuliefen. Selbstverständlich will die einsame, an menschlichemKontakt arme Ellie Arroway unbedingt als erste Kontakt mit denaußerirdischen Intelligenzen aufnehmen. Aber Palmer Joss(Matthew McConaughey) ein alter Bekannter Ellies und eineverpaßte Liebe, berät mittlerweile den US-Präsidentenin Glaubensfragen. Und Joss meint, nur eine gottesfürchtigePerson solle Botschafter der Erde sein - das ist die aufgeklärteWissenschaftlerin gerade nicht. Auch in anderen Inquisitionssitzungenwird man heftig an die Zündelversuche mit Galileo Galileierinnert.

Zemeckis drehtZurück indie Zukunft - Teil IV. Nur wird es diesmal ganz ernst.Überraschend? Gar nicht: Schon die Komödie"Der Tod steht ihrgut" von Zemeckis war im Grunde ein sehr ernsthafter Diskursüber Vanitas - alles ist eitel, alles ist vergänglich. Nundringt der Regisseur in Sphären vor, in denen sein Film mitnachhaltigen Meisterwerken wie Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum"Kontakt bekommt und an ihnen gemessen wird. Grundlage dabei ist dergleichnamige Roman vom Populärwissenschaftler Carl Sagan.Während die Filmwelt auf Kubricks "AI" wartet, traut Zemeckissich, das Unvorstellbare auf die Leinwand zu bringen, und wirddafür sicher Kritiker-Prügel beziehen. Doch seine Reisedurch Zeitlöcher und Lichtjahre entfernte Galaxien, dieBegegnung mit Formen außerirdischer Intelligenz, kann Kitschund Plattheit auf Distanz halten.

Bemerkenswert auch der Rhythmus, die langsame aber ungemeinpackende Entwicklung der immerhin zweieinhalb-stündigenKontaktaufnahme. Die exzellenten Bilder und Montagen, die Zemeckisschon für "Forrest Gump"zauberte, finden sich hier unaufdringlicher wieder: Die unendlichenWeiten des Alls im Auge eines kleinen Mädchens oder eine sehrtrickreiche Fahrt beim Tode von Ellies Vater sind nur zwei kleineMeisterstücke des Films. Dazu gibt es wieder einmal eineunfaßbar passende Rolle für Jodie Foster - oder wiedereinmal eine Jodie Foster, die perfekt ihren Part verkörpert. Dergroßartig besinnliche Science-Fiction ist verwoben mit derpersönlichen Geschichte eines einsamen Mädchens, dasKontakt draußen in den Galaxien sucht und den naheliegendenmenschlichen Kontakt nicht wahrnimmt.

Nachdem uns Ellie sehr vertraut wurde, folgt ein reichlichspannender AkteX-Krimi bei der Entschlüsselung. Aber die zentrale Fragelautet irgendwann nicht mehr "Gibt es Leben dort draußen?"sondern "Glauben Sie an Gott?". Für die amerikanischeWeltraumfahrt scheint dies eine unabdingbare Startbasis zu sein. Eszeigt sich aber auch, daß fanatische Auswüchse vonReligiosität das fortschrittlichste Weltraumprojekt derMenschheit zerstören. Nur der reine aufgeklärte, vonnationalistischen Fesseln unabhängige Rationalismus einesIndividualisten (John Hurt) kann das Projekt weiterführen.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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