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Zu verkaufen

Fr 1998 (A vendre) Regie und Buch Laetitia Masson, 117 Min.

Ein Mann sucht eine Frau. Wie oft schon wurde dieses Spiel variiert und immer noch gibt es packende, neue Episoden dieser unendlichen Geschichte. Als Detektiv soll Luigi Primo (Sergio Castellitto aus "Der Schrei der Seide" und "Der Mann, der die Sterne macht") die Frau suchen, die seinen Freund mit einem leeren Tresor sitzen ließ. Doch während der italienische Franzose die Wege der France Robert (Sandrine Kiberlain) von ihrem trostlosen Geburtsort an verfolgt, hat er nur die andere Frau im Kopf, die ihn verlassen hat. Derweil entwickelt sich France von einem verklemmten Mauerblümchen zu einer seltsam entschlossenen Frau, die nur mit Männern ins Bett geht, wenn diese dafür zahlen. Nur ein Ziel scheint dieses blasse, irgendwie verschwindend durchsichtige Wesen anzutreiben: Ihre Unabhängigkeit. Dafür jobbt sie hier und da, wechselt Städte und (zahlende) Liebhaber. Zwischendurch sucht die Sportlerin immer wieder einsame Stadien auf: Sie läuft und läuft und läuft - davon. Noch bevor der ebenso außergewöhnliche Detektiv Luigi das Objekt seiner Recherche erreicht, ist er ihm verfallen. Die getrennten Wege zweier einsamer Menschen werden immer mehr zur packenden Seelenstudio zweier Figuren, so daß die Frage, ob sie nach einer weiteren Flucht Frances noch einmal zusammenkommen, eigenartig schwebend im Raum stehen bleibt.

Außergewöhnlich ist dieses Kinoereignis aus Frankreich in vieler Hinsicht: In dem in seiner Kühle intensiven Spiel von Kiberlain und Castellitto. In der dadurch packenden Story, in der die etwas abgeschmackten Klischees und die seltsame Faszination um den Bereich der Prostitution nicht auf Kosten der Figuren exponiert werden. Es ist eine Lulu-Geschichte, eine Männerperspektive, aber hinter der Kamera erzählt von einer Frau. Die Suche nach France führt den Luigi vor allem zu sich selbst, dazu daß er schließlich sein bisheriges Leben sinnbildlich in die Ecke schmeißt. Die zwei Reisenden passieren eine ganze Reihe von reizvollen Menschen und Situationen, welche den Film in die Breite fließen lassen: Den Fabrikbesitzer, der mit seiner Frau seine Stimme verlor. Die illegalen Einwanderer. Die Prostituierte Mireille (Chiara Mastroianni), die mit allen Beteiligten bekannt ist.

Nach "Haben (oder nicht)" - ebenfalls mit Sandrine Kiberlain in der Hauptrolle - ist "Zu verkaufen" der zweite Film der umjubelten französischen Regisseurin Laetitia Masson. Ihre Trilogie "über Arbeit, Geld und Liebe" endet mit "Only You", der gerade gedreht wird.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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