Nowhere

USA 1997 (Nowhere) Buch, Regie und Schnitt Gregg Araki, 82 Min.

"L.A. islike Nowhere." - "L.A. ist das Nichts. Jeder, der hier lebt, istverloren." Schon wieder eine Lost Generation. "Nowhere" ist nach"Totally F***ed up" und "The Doom Generation" der letzte Teil einerTrilogie über die Apokalypse der amerikanischen Jugend. GreggArakis Generation ist diesmal völlig in Raum und Zeit verloren.Die Sammlung von Nowhere-Teenagern wirkt wie ein Haufen jungerAmerikaner aus dem richtigen Leben, der von einem Bus vollerambitionierter Kunstkino-Regisseure überfahren worden ist. DieVoll-auf-Drogen-Version von Beverly Hills.

Ein L.A. findet sich bei "Nowhere" nur in den Lebensweisen. RealesLos Angeles ist kaum zu sehen, der Film spielt sich auf Parties, inCafés, in Zimmern oder Autos ab. Zwar wirken die Zimmer derKids architektonisch völlig uniform, doch durch schrillefarbliche und dekorative Duftmarken gewinnen sie anPersönlichkeit. Dazu tragen sie äußerst sprechendeNamen wie Dark, Lucifer und Zero. Aber auch spaßige Variantenwie Surf & Ski, What und Ever ("Was soll's").

Darks (James Duval) Zimmer ist ein riesiges, dunkelblauesPorträt seiner selbst mit einer Pistole an der Schläfe. DieLebenshöhle eines weiblichen Naivchens, das später voneinem Bay Watch-Schönling vergewaltigt wird, ist - wie auch ihrKleid - komplett mit süßen Blümchen dekoriert. Nachden Reisetips zum Himmel eines TV-Predigers (John Ritter) schwimmtdiese Wiese der Unbedarfheit allerdings im Blut derLebensüberdrüßigen dahin. GewaltsüchtigeAtari-Gangs rauben Autos. Todeslüsterne Pärchengehören ebenso zu dem schillernden Kaleidoskop wie die noch ganzjungen Zero und Zoe. Als ein Supermacho ausflippt, ist nicht deutlichzu sehen, was zuerst platzt: DieCampbell-Dose mitTomatensuppe oder der Kopf des Opfers - sehr rot ist es auf jedenFall. Ob Splatter, Satire oder Trash: Fast alles in diesem Film istschrill und ÄSTHETISCH in Großbuchstaben.

Darks Tagesverlauf bildet den dünnen Handlungsfaden. Ertrifft und vermißt seine Freundin Mel (Rachel True),schwänzt die Schule und bereitet sich auf einEcstasy-Versteckspiel vor, um den Tag mit einer exzessiven Party zubeenden. Mel versucht, ihre jungen Jahre mit möglichst vielensexuellen Erlebnissen zu erfüllen. Dazu hat sie auch reichlichGelegenheit, die nähere Umgebung bietet einen schillerndenGarten mit vielen Arten von Sexualpraktiken. An die gegenseitigEifersucht mit Mels Freundin Lucifer hat Dark sich gewöhnt. Diedrohende Nacht mit dem geistig parallel geschalteten MännerpaarSki & Surf gibt ihm allerdings den Rest. Doch auch ein Alien, daseinige Valley-Schnepfen und einen neuen Freund wegzappt, macht DarkSorgen. Immer zückt Dark seine Kamera zu spät. Erträgt sich mit sich, um sein bald vermutetes Ableben zudokumentieren.

"Wir wissen alle tief in unserer Seele, daß unsereGeneration das Ende von Allem erleben wird. Ich bin erst 18 und schonverloren." (Dark)

Ein Stimmungsbild dieser Generation ist scheinbar nicht mehr inrealistischen Szenerien zu machen. Ästhetisch überzogen,surreal, weit weg vom Leben spielt es sich ab. Nur irgendwo in denBrüchen am Rande versteckt sich allgemein menschlichnachvollziehbares Handeln

Überraschend wie der Stil sind auch einige Auftrittebekannter Schauspielerinnen: Dumpfbacke Christine Applegate (aus AlBundys schrecklichen Familienclan) versteckt sich hinter dunklenHaaren und Zahnspange in einer ganz anderen Rolle. Chiara Mastroianni(ja, die Tochter) spielt die dunkle Hälfte eines sadistischenFrauenpärchens. Traci Lords läßt sich als eine vondrei "Valley Chics" wegzappen.

Günter H. Jekubzik


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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