Wie Feuer und Flamme

BRD 2001 (Wie Feuer und Flamme) Regie Connie Walther, 94 Min.

Romeo und Julia dies- und jenseits der Mauer. Weshalb tauchte diese innerdeutsche Dramatik - außer bei der Spionage - so selten in Literatur und Film auf? Jetzt, mehr als zehn Jahre nach dem Mauerfall, finden sich zwei von hier und drüben. Ihre packende Liebe hat das Zeug zum großen Hit.

Es ist November 1989, die junge Nele (Anne Bertheau) sieht die Berliner Mauer fallen - auf einem Fernseher in New York. Wie die West-Berlinerin ins US-Exil kam, erzählen ihre Erinnerungen. Ihr Vater kam aus dem Osten. Bei einem Familienbegräbnis dort begegnet Nele unerwartet einer Ossi-Punkband und verliebt sich sofort in den Sänger Captain (Antonio Wannek).

In der Zeit von Blondie, Ideal und Nena tanzt der Ost-Punk mit seinen politischen Texten in der Kirche. Ganz so wie bei den Swing Kids im Nationalsozialismus verkörpern allein Lebenshaltung und Musik eine politische Provokation für die Regierenden. Mit Hilfe von Neles Kurierdiensten entstehen für das Westfernsehen ein paar Interviews auf Super8 im Stile von Plenzdorfs "Neuen Leiden des jungen W.". Das gibt selbstverständlich Ärger mit der Stasi, da kann auch ein demonstrativ an der Neuen Wache niedergelegter antifaschistischer Kranz nicht klarmachen, dass Punks und Skins zwei verschiedene Paar Springerstiefel sind. Mit viel Risiko schaffen es Nele und Captain, eine gemeinsame Nacht zu erleben, aber "der Scheißstaat ist immer dabei im Kopf". Er schlägt auch ganz konkret zu und an der Trennung zerbricht die junge Liebe. Bis die Mauer endlich fällt ...

Punks im Osten, eine Liebe, stärker als Beton, viel Atmosphäre, tolle Bilder, klasse Musik, eine hochdramatische Entwicklung - das ergibt eine Liebesgeschichte wie sie Hollywood nicht bewegender zu Ende führen könnte. Connie Walther gelang ein sehr lebendiger, junger Film, der sich mit Videoästhetik und dem Soundtrack vor allem an ein junges Publikum richtet. Da macht es nichts, wenn die Historie hier und da verkürzt wird. Oder mal Sätze fallen, die von irgendwo her stammen, aber auf keinen Fall aus dem Leben.

Verwandt mit dem Erfolgsfilm "Sonnenallee" stellt "Wie Feuer und Flamme" der "Westalghie" verzerrter Ost-Schilderungen (siehe Trottas "Das Versprechen") einen leichten, schwungvollen Einblick in Ostleben entgegen. Eine kurzweilige und emotionsgeladene Geschichtsstunde, nicht nur für die, die Mindestumtausch mit dem Euro und "Schwarzer Kanal" mit Binnenschifffahrt verbinden.

http://www.wiefeuerundflamme.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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