Das Versprechen

BRD 1994, Regie: Margarethe von Trotta, 110 Min.

Wie selbstverständlich beginnt dieser Film mit dem Mauerbau. Die davorliegenden Ereignisse, zum Beispiel die katastrophale West-Abwanderung von Ärzten und anderen Fachkräften bleiben hinter dem "Friedenswall" verborgen - wie überhaupt die Perspektive der am meisten Betroffenen, der DDR-Bürger.

Kurz nach deren Bau unterkriecht eine Gruppe junger Leute die Mauer durch die Kanalisation. Wieder über der Erde, beten sie als erstes Symbol des Westens einen Ford Taunus an, auf dessen Nummernschild "B-RD 266" steht - ein nicht gerade feine Symbolik! Auch das Stereotyp des emotional kalten Westens lebt unverändert weiter, aber am meisten leidet die Heldin Sophie unter der Trennung von ihrer zurückgebliebenen Liebe Konrad, den sie die nächsten dreißig Jahre nur noch wenige Male sehen wird.

Das symbolträchtige Melodram über die Unmöglichkeit einer inneren Wiedervereinigung ist ein eher langes als ein großes Werk. Es erzählt natürlich eine Menge, doch meist Romantik statt klarer Geschichte. Da hätte ich bei Frau von Trotta vielleicht weniger leichte Unterhaltung, aber auf jeden Fall mehr Tiefe erwartet. Eine stark bewegte Kamera sorgt für Bewegung in den Herzen. Während Musikklänge die Tränendrüsen belasten, kreist sie wie wild um die Liebenden und gebiert doch nicht die großen Kinogefühle. Starke, eigenständige Bilder wie der Ball, den Konrads Sohn über die Mauer wirft und der plötzlich zurückfliegt, sind selten. Meret Becker als junge Sophie bietet einen der wenigen Lichtblicke des Films, der nur schauspielerisch oft überzeugt. (Auch die großen Zeitsprünge sind dabei mit je zwei passenden Darstellern vortrefflich gelöst.)


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo