The Watcher

USA 2000 (The Watcher) Regie Joe Charbanic, 96 Min.

Das "schillernde Genre des Serienkiller-Thrillers" (Pressetext) wird angekündigt und man fragt sich, ob das Ekelgefühl von der trillernde Formulierung oder vom der prinzipiell ekelerregenden Lust an Vergewaltigung, sadistischen Quälereien und Folter kommt. Ganz abgesehen vom Grundsätzlichem des "schillernden" Genres bietet "The Watcher" allerdings spannende Unterhaltung.

Der krank geschriebene FBI-Agent Joel Campbell (James Spader) ist nach seinem letzten Fall ein psychisches Wrack. Nur haufenweise Tabletten und Psychotherapie halten ihn am kümmerlichen Leben. Doch sein "Kunde", der Serienmörder David (Keanu Reeves) will das gemeinsame Spiel aus L.A. auch an Joels neuem Wohnort Chicago fortsetzen. Um den lethargischen Ermittler wieder zu aktivieren, gibt David ihm Fotos seiner nächsten Opfer und immer einen Tag, um diese zu finden und damit zu retten.

Es spielt der übliche Serienmörder mit den üblichen Hinweisen. Auf der anderen Seite die üblichen Leiden des zerrütteten Cops, diesmal besonders tief und quälend. Doch zwischen den intensiven FBI-Ermittlungen unter mörderischem Zeitdruck, zwischen besonders langen Verfolgungsjagden tauchen auch einige ungewöhliche Gedanken auf: Die besondere Beziehung zwischen Jäger und Gejagtem (s.a. "Heat") kristallisiert sich in der Frage an den Poizisten "Haben Sie den Killer vermißt?" Der Mörder jedenfalls fühlt sich nur von seinem persönlichen Verfolger wahrgenommen. Er ist ein einsamer Mensch, genau wie seine Opfer. Obwohl deren Bilder in allen Medien zu sehen sind, kann sie niemand finden oder sich an sie erinnern.

Der deutlichste Hinweis auf Gedankengut liegt im Namen des tragischen Helden. Campbell, genau wie Andy Warhols Seriendruck-Suppendose. Aber was will uns das sagen? Das wir es mit einem Serienpolizisten statt mit einem Serienkiller zu tun haben? Etwas holperig diese Anspielung, genau wie auch der häufige Wechsel zwischen Tag und Nacht oder das plötzliche Sprintvermögen des bis vor kurzen noch körperlichen Wracks. Trotzdem ist "The Watcher" eindringlich, etwa im unbedingten Einsatz Campbells und in den Verfolgungsszenen. Immer wieder ersetzt Bass-Wummern und beschleunigtes Styling die Dramaturgie, obwohl das der Film nicht unbedingt nötig hat. Keanu Reeves ("The Matrix") tritt mal als übler Typ auf, was ihm auch ganz gut steht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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