Vertrauter Feind

USA 1997 (Devil's own) Regie Alan J. Pakula, 107 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Ein neuer amerikanischer Film mit zwei großen Star wieHarrison Ford und Brad Pitt ist nicht Besonderes. Auch das Thema desmörderischen Kampfes um die Freiheit Nordirlands taucht immerwieder mal im Kino auf, "Michael Collins" steht schon in denStartlöchern. Doch der "Weltstart" von "Vertrauter Feind" amkommenden Donnerstag stellt eine Kuriosität dar: Normalerweisebekommen wir amerikanische Filme wie sparsame Lesezirkelkunden ihreZeitungen - in der zweiten oder dritten Runde, Wochen oder Monatenach dem Start in den USA. Für die Verzögerung mußimmer die Synchronisation (oder die Untertitelung in den meistenLändern) herhalten. Aber wichtiger ist wohl, die Marktchancen inden USA erst abzuklären, bevor die Zweitverwertung startet."Vertrauter Feind" kommt nun wirklich frisch und ganz hektisch ausdem Kopierwerk. Ob ihm die Eile guttat?

Frankie McGuire (Brad Pitt) ist ein erfolgreicher und trotzdemsympathischer Kämpfer für die I.R.A. Er war trotz vielermörderischer Anschläge noch nie im Gefängnis, gehtandererseits sehr fürsorglich mit den sterbenden Kampfgenossenum. Damit die störenden Hubschrauber der britischen Armee vomHimmel kommen, soll Frankie nun in den USA "einkaufen".Stinger-Raketen sind dort einfacher zu haben!

Hier, unter falschem Namen bei einer unwissenden,irischstämmigen Familie versteckt, beginnt für Frankie, derjetzt Rory heißt, die psychologische Geschichte. Im PolizistenTom O'Meara (Harrison Ford) findet der junge Kämpfer dieVaterfigur wieder, die ihm der Bürgerkrieg im Alter von achtJahren brutal raubte. Auch Tom, der ehrliche, gewaltfreieStraßenpolizist, findet Gefallen am stillen, umgänglichenGast. Bis der Waffenkauf schief läuft und derrücksichtslose Händler eine Kette von Gewalt auslöst...

Es geht um Gewalt und Bürgerkrieg - im Hintergrund. Denn wirsehen nur die letzte Spirale der Gewalt. Was vorher geschah, geht biszu 800 Jahre zurück und wäre sicherlich eher Stoff füreine gute Dokumentation. Doch der Satz "diese Scheiß-Kanonen"bleibt haften - weil er oft genug wiederholt wird, nicht weil dieFolge des Waffenwahns so drastisch dargestellt sind.

Ford (gerade in der Zeitmaschine"Star Wars" um zwanzigJahre jünger zu sehen) und Pitt spielen beide anständig.Vor allem die Figur des wirklich guten Polizisten, der durch einenFehler in tiefe Gewissenskonflikte gerät, hat Substanz. Trotzeiner reizvollen Konstellation aus verirrtem Sohn undverständnisvollem Vater reißt "Vertrauter Feind" jedochnicht mit. Dazu ist er zu träge, er hätte eigentlich erstnach der Hälfte beginnen sollen. Weder klug, noch actionreichversucht sich der Film inhaltsvoll von den Banalitäten derLeinwand abzuheben. Doch fast immer wird er dann pathetisch bispeinlich - begleitet von Cranberries und viel irischem Folk.

Vom erfahrenen Regisseur Pakula hätte mehr kommenkönnen. Immerhin stehen in seiner Filmographie unter anderem derWatergate-Thriller "Die Unbestechlichen" (1976), der ebenfallsspannende "AusMangel an Beweisen" (1990, auch mit Harrison Ford) oder"Die Akte" (1993). DieAkteneinsicht erinnert allerdings auch an ein"Gewagtes Spiel" (1992) mitder Intelligenz des Publikums.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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