The Saint - Der Mann ohne Namen

USA 1997 (The Saint) Regie Phillip Noyce, 116 Min.

In jungen Jahren prägte ein Kuß vor dem Tode SimonTemplar. Seit diesem tragischen Unfall flieht er in allemöglichen Namen und Verkleidungen. Da der Zwang einerklösterlichen Schule ihn schon früh den Umgang mit Feileund Dietrich lehrte, wird Simon Templar (Val Kilmer) zumMeisterdetektiv. Seine verschiedenen Namen haben eines gemein: Sieerinnern an Heilige. Aber dies wird erst später eine aufmerksameFrau entdecken. Wer sonst?

Templars Raub beim russischen Ölbaron Ivan Tretjak bringtDieb und Opfer zusammen: Der mächtige, nationalistische Tretjakhält im bitteren russischen Winter das Land fest im Griff.Selbst der Präsident gehorcht brav. Nur eine britischeWissenschaftlerin könnte die baldige Machtübernahmeverhindern. Denn Dr. Emma Russell (Elisabeth Shue) scheint eine neue,unerschöpfliche Energiequelle entwickelt zu haben: Kalte Fusion.Simon Templar soll die Formeln für den zukünftigenrussischen Zaren rauben. Schnell erschleicht sich der namenlose Diebdie persönlichen Vorlieben und Angewohnheiten der zerstreuten,naiven, kniebestrumpften Dr. Russell. In ihre Wohnung kommt er ebensorasch wie in ihr Herz. Doch dann bleibt er hängen und mußden liebgewonnen Auftrag vor den brutalen Auftraggebern retten.

Die Vorgeschichte und die Zutaten von "The Saint" könneneinem schon bekannt vorkommen: Wie bei"Mission Impossible"basiert der Spielfilm auf einer langjährig erfolgreichenTV-Serie. (Selbst die Titelmelodie läuft baßbetont wie in"Mission Impossible"ab.) Aber bevor Roger "Bond" Moore in den Sechzigern "Simon Templar"spielte, gab es die über fünfzig Romane von LeslieCharteris und auch schon Spielfilme seit den Dreißigern.

Die Handlung eilt voran bis zur romantischen Liebesbegegnungzwischen Simon und Emma. Die geradlinige Spannung pausiert zeitweiligfür die Romantik, aber die Verfolger lassen dem Paar keine Zeitfür gefühlvolle Langeweile. Die nächsten, attraktivenHandlungsorte stehen schon Schlange: Im Moskau eines düsterenPaten werden Emma und Simon gefangen; verfolgt von dessensadistischem Sohn. Ein kluger Gegner ist immer das Salz derSpannungssuppe.

Mit fast jeder Szene wechselt Val Kilmer sein Aussehen. Erverzichtete für diese Rolle auf den sehr gut bezahlten Part des"Batman". Unter vielen Masken des "Saint" legt er eine reizvolleVarianz seines Könnens hin. Denn im Gegensatz zu den albernenGummimasken von "MissionImpossible" lassen die altmodischen Verkleidungen hier Raumfür Schauspiel. Nur bei einem Morphing-Wandel vom jungen zumalten Simon drängen sich digitalen Tricktechniken in denVordergrund.

Elisabeth Shue (Emma) spielte sich mit"Leaving Las Vegas"endgültig ins Gedächtnis, auch wenn sie dafür keinenOscar erhielt. Jetzt wird man sie auch in "Cocktail" neben Tom Cruiseerkennen. Besonders eindrucksvoll wirkt sie in "The Saint", wenn sieverletzt blickt. Schade eigentlich, daß erste Vorführungenein Happy End verlangten. Ursprünglich sollte sie am Ende desFilms sterben.

Wieder taucht - nach"Außer Kontrolle" -die Utopie einer unerschöpflichen Energiequelle im Film auf. Siewird allen günstig zur Verfügung stehen. Die großenKonzerne hätten dann als Bösewichte ausgedient. Wie es sichfür einen modernen Film gehört, spielen allerdings dieheißesten, neuesten Computer (von nicht so bösenKonzernen) eine attraktive, werbewirksame Nebenrolle.

Regisseur Phillip Noyce beeindruckte - damals war er nochAustralier - mit der packenden "Todesstille". Danach ging er unter imamerikanischen Produktionssystem: "Die Stunde der Patrioten","Sliver" oder"Das Kartell" boten bestenfallsetwas Spannung. Eigene Qualitäten blieben fern. Jetzt ist ihm imengen Rahmen eines vorgegebenen Stoffs zumindest ein durchgehendfesselnder Film gelungen.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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