Leaving Las Vegas

USA 1995, Regie, Buch, Musik Mike Figgis, 112 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Endlich lassen die alten Freunde in Hollywood Ben Sanderson fallen und mit seinem letzten Scheck verschwindet der Alkoholiker nach Las Vegas, um sich dort zu Tode zu saufen: Leaving Las Vegas. Doch der ehemals beliebte Drehbuchschreiber tut dies mit Lust und Stil. Nicht heilig ist dieser Trinker, aber begnadet. Er trägt edle Anzüge, schluckt gutes Zeug. Immer hat Ben was an den Lippen, seine Sarkasmen sind fein geschliffen und treffen ebenso wie sein betörendes Lächeln. Nur wenn am Morgen die Hand zu zittrig ist, um einen Scheck einzulösen, wird's problematisch. Selten ging jemand so kraftvoll, so volltrunken mit Lebenslust zugrunde. Womit das einzige Problem des Films angesprochen wäre: Ist es statthaft, die Krankheit und Volkssucht Nr.1 zu glorifizieren? Andererseits: Wieso soll es erlaubt sein, ein Meisterwerk mit Moralinsäure zu bespritzen?

Ben Sanderson, der Verlorene, krönt sein Ende mit einer der bewegendsten Liebesgeschichten Hollywoods. Er trifft in der kalten Spieler- und Glamourstadt Las Vegas die Edelprostituierte Sera. Auch sie hat nichts mehr zu verlieren, kann den Wunderbaren und den Unerträglichen bedingungslos aufnehmen. Diese Leidenschaft verdient ein eigenes Kapitel im Buch der filmischen Amour fou. Regisseur Mike Figgis zieht vielfältig die Register seines Könnens. Die unterschiedlichsten Stimmungen und Situationen fesseln auf noch nie gesehene Weise. Ein flotter Kaufrausch Sanderson ist helles Vergnügen, obwohl man sich bei den Alkoholmengen kaum traut zu lachen. Das Elend am Morgen danach, den geistreichen Lebemann als Wrack zu sehen, beschert das Gegengift.

"Leaving Las Vegas" könnte als ebenso ergreifender Film der verlorenen Sera erzählt werden, aber Nicolas Cage erhielt für seine Leistung in "Leaving Las Vegas" den Oscar als bester Hauptdarsteller - dabei hat er für fast jede Szene einen verdient. Elisabeth Shue zeigte nach vielen netten Auftritten in "Karate Kid", "Cocktail" oder "Zurück in die Zukunft" (II+III) als Sera eindringlich Gesicht und Charakter hinter der blonden Mähne. Eine ganz besondere Erwähnung verdient die oft querlaufende Musik: In einer privaten Session nahm der Komponist Mike Figgis sie mit seinem Freund Sting (seit "Stormy Monday") auf.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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