Die Piratenbraut

USA 1995 (Cutthroat Island) Regie und Produktion Renny Harlin, 124 Min.

In einer typischen Piratenfamilie, wie sie einjeder kennt, wurde der Schatzplan auf drei Brüder verteilt. Klar daß sie sich jetzt gegenseitig umbringen, schön daß auch Black Harrys Tochter Morgan Adams mitmischt. Sie will nicht nur den Vater rächen, sie muß sich mit dem unermeßlichen (was sonst?) Schatz den Respekt der Mannschaft als Kapitän erobern. Ein Spektakel in historischen Kulissen, dessen Spaß erst weit hinter den Grenzen der Wahrscheinlichkeit beginnt. Palmen, Spelunken und Schaluppen geben nicht ganz so viel Zündstoff her, wie Flugzeug und Treibstofftanks, doch zum Glück stehen an passender Stelle immer ein paar Dynamitfäßchen bereit.

Regisseur Renny Harlin ist bekannt für ãStirb langsam 2" sowie ãCliffhanger". Zerbombt er jetzt mit der Piratenbraut" das ganze Genre des Piratenfilms? Und wie hält sich die an ruppige Rollen (ãThelma & Louise", ãEine Klasse für sich") gewöhnte Geena Davis in der Position eines Bruce Willis? Sehr gut! Unter der Regie ihres Ehegatten legt Geena (für die gemeinsame Produktionsfirma The Forge) eine wilde, verbissene sowie gewitzte Verfechterin des Schwert- und Degenrechts dar. Weil noch nicht so viele Frauen Piratenkäpt'n spielen durften, braucht sie auch nicht - wie die männlichen Actionhelden - die Rolle rückwärts selbstironisch zu brechen.

Ein Äffchen, ein falscher Mediziner und Don Juan, sowie ein räuberischer Autor sorgen für Spaß und Spannung. ãDie Piratenbraut" segelt unter ähnlich anachronistischer Flagge wie ein ãHook", hat aber keinen poetischen mitzuschleppen. Renny Harlin gab derweil dem Affen mächtig Zucker, sprengte so übermütig in den historisch rekonstruierten Bauten herum, daß der Verband amerikanischer Kulissenbauer wochenlange Trauer ankündigte. Einen besonderen Kick erhalten die überbordenden Actionsequenzen durch kleine Scherze am Rande. Dauernd rollen Mumien als Running Gag durchs Bild. Der lustige Fiedler, der mitten in der heftigsten Schlacht die Filmmusik live unterstützt, gehört wohl eher in ãDie nackte Piraten-Kanone" als ins 17. Jahrhundert. Ebenso wie die überdrehten Waffen, für die sicher einige Designer nächtelang kreativ wach lagen.

Mit den Naturgewalten kam der Inszenateur umfangreicher Massen- und Actionspektakel nicht so gut zurecht. Öfters stimmt das Licht nicht mit der vorhergehenden Einstellung überein.

PS: Eindeutig ist Morgan Adams keine Braut irgendeines Piraten sondern ziemlich selbst- und vor allem tätig. Damit liegt die Titelübertragung des deutschen Verleihs in einer Linie mit der - vor allem am Anfang - sehr piepsigen deutschen Synchronstimme für Geena Davis.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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