Requiem For a Dream

USA 2000 (Requiem for a Dream) Regie Darren Aronofsky 102 Min.

Ben Stassen, marktführender Regisseur von Achterbahnfahrten für riesige Spaßkinos, erzählte, weshalb bei seinen "Rides" immer ein Wagen vor dem Kinopublikum mitfährt. Ohne diesen Fixpunkt für die Augen würde das Publikum komplett seekrank werden. Darren Aronofsky ("Pi") hat mit "Requiem For a Dream" einen Film ohne diesen Rettungsanker gemacht. Bei der Premiere in Cannes erschütterte der radikale Films die Zuschauer emotional derart, dass sie reihenweise den Saal verlassen mussten. Wer glaubt auch ernsthaft, bei Drogensucht gäbe es ein Happy End?

In einer unerbittlichen Abwärtsspirale lässt Regisseur Darren Aronofsky mehrere Drogenschicksale zu Grunde gehen. Wenn Harry (Jared Leto) seiner Mutter Mrs. Goldfarb (Ellen Burstyn) den Fernseher klaut, der vorsorglich mit einer Kette gesichert war, kann man noch schmunzeln. Die extreme Nahaufnahme einer Pupille, die sich im Crack-Flash weitet, ist noch faszinierender Bildrausch. Dann starten Crack-Head Harry und seine süchtige Freundin Marion (Jennifer Connelly) einen Dealerversuch, der mit Drogen im Kopf selbstverständlich schief geht. Derweil hofft der TV-Junkie Mrs. Goldfarb auf einen eigenen Auftritt in der Show ihres TV-Gurus. Vielleicht klappt es mit weniger Pfunden besser. Der Arzt verschreibt eine Pillen-Diät mit Speed und Tranquilizern, die jeden Junkie neidisch machen. Das TV-Programm entwickelt damit auch wahnsinnige 3D-Qualitäten, doch wenn die Dosis nicht raufgeschraubt wird, kommt der Horrortrip. Harry kann gerade noch an seine eigene Crack-Sucht denken. Marion wird aufs Brutalste prostituiert. Nach einem Jahr hat sich das Kino gelehrt und das Grauen ist immer noch nicht beendet.

Ein mitreißender Stil und die seriellen Notenläufe des Kronos Quartetts machen den Horrortrip zum berauschenden Untergang. Mit ausgefeilter, faszinierender Bildgestaltung entwickelt Aronofsky eine erzählerische Gewalt, die sich zu Drogenfilmen wie "Leaving Las Vegas" verhält, wie ein Goldener Schuss zu einem Mon Cheri. Wenn also ihre Kinder ihnen ab und zu den Fernseher klauen, sollten sie mal mit ihnen reden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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