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Til Schweiger - Cool!

Von Günter H. Jekubzik

Til Schweiger ist ein Star - das ist weniger an der Handvoll Autogrammjäger vor seinem Kölner Hotel abzuzählen. Die vorsichtigen Fragen der Pressekollegen vor den Interviews machen das klar: "Wie ist er drauf? Was fragt man denn besser nicht?" Dabei legt der 33-jährige nicht nur bei seinen Rollen Wert auf Authentizität. Er redet auch, wie ihm die Schnauze gewachsen ist. Diese Stimme und sein Marktwert in Deutschland brachten ihm jetzt einen neuen Part ein. Til Schweiger synchronisierte den Disney-Helden "Hercules" im neuen Zeichentrickfilm für den Buena Vista-Konzern: "Ich bin eine Action-Figur!"

Til hat schon eine Menge Erfahrungen mit den verschiedensten Produktionen: Im Fernsehen begann Schweigers Karriere mit dem Jo Zenker aus der "Lindenstraße". Mit "Manta, Manta" gab er populär Gas und als "Der bewegte Mann" zeigte er nuanciertere Zwischentöne auf der Komödienklaviatur. "Knockin' on Heaven's Door" war zuletzt ganz und gar sein Film: Schon das Drehbuch entwickelte der Schauspieler zusammen mit Thomas Jahn. Schweiger schrieb sich seine Hauptrolle und kümmerte sich auch um die Finanzierung des Projekts. Und weil er so ein Star ist, kommt im Februar auch die kleine polnische Produktion "Bastard" mit europäischer Besetzung unerwartet ins Kino, die Schweiger noch vor "Knockin'" drehte.

Überraschend ist, wie anders und vielseitig die Stimme von Til Schweiger im Zeichentrick erklingt. Til hat schon früher in Köln und Düsseldorf synchronisiert, "man kann da sehr viel Geld verdienen." Sein Lieblings-Disney ist eindeutig "Das Dschungelbuch": "Heute noch. Es ist der Lieblingsfilm von meinem zweijährigen Sohn in Amerika. Der wacht morgens auf und sagt Junglebook."

Selbst bezeichnet Schweiger sich selbstbewußt als "DER Kinostar im größten Markt außerhalb Amerikas." Meist spielt er den rauhen Typen mit dem weichen Herzen, eher einfach gestrickt. Nicht besonders redselig, aber wenn, dann mit frecher Schnauze. Immer zu einem impulsiven Ausbruch bereit, eher Gegenstände als Worte um sich werfend. Die Tatsache, daß er mit seinen bisherigen Rollen auf diesen Typen festgelegt war, sieht er nicht als negativ an, davon hat er sich befreit. "Ich will keine Rollen auswählen, um zu beweisen, daß ich auch etwas anderes kann. Mein Anspruch als Schauspieler ist, jede Figur authentisch zu verkörpern. Und das gelingt mir ziemlich geil! Das heißt nicht, daß ich finde, daß ich ein ziemlich geiler Schauspieler bin. Es gibt in jedem Film Szenen wo ich denke: Ach nee, Scheiße! Worauf ich total stolz bin, zum Beispiel bei Manta Manta, diese Figur Berti zu spielen. Ich bin ja nicht dieser Typ, aber man hat mir diesen Typ geglaubt. Du kriegst ja für so einen Doofkopp keinen Credit. Spielt er es gut oder spielt er es nicht gut, das ist die Frage. Ein Schauspieler muß immer in der Rolle funktionieren." Außerdem findet Schweiger in Deutschland auch keine guten Angebote. "Ein Scheißfilm mit 'ner guten Rolle nützt dir überhaupt nichts."

Mit dem Erfolgsschwung von "Knockin'" klopfte der blonde Deutsche gleich in den USA an. Er bekam sogar Hauptrollen angeboten, allerdings nur in Actionfilmen der zweiten Reihe, die berühmte Namen für den Auslandsmarkt brauchen. Auch die Nazirollen lehnt er ab.

Oft beklagt sich Til Schweiger über die mangelnden Einflußmöglichkeiten am Set. "Selbst für einen Star" gibt es da nicht viel zu sagen. Das kommt dem wortkargen Schauspieler nur teilweise entgegen. Beim Thema "Knockin'" leuchten denn auch die nach stundenlangen Interviews müden Augen auf: "Hinter der Kamera, das war der größte Kick! Ich werd' auf jeden Fall weiterproduzieren." Dafür sucht er Drehbücher, die seien übrigens "drüben" besser - nicht nur, weil sie viel weniger dialoglastig daherkommen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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