Monkeybone

USA 2001 (Monkeybone) Regie Henry Selick, 92 Min. FSK ab 12

Henry Selick, der für Tim Burton die fantastischen "Nightmare before Christmas" sowie "James und der Riesenpfirsich" realisierte, legt mit dem Komiker Brendan Fraser eine furiose Mischung aus Real- und Trickfilm hin.

Nachdem der Comic-Erfinder Stu (Brendan Fraser) in einem Karman Ghia mit Affenkopf gegen die Wand fährt, versinkt er in ein tiefes Koma. Eine atemberaubende Achterbahn fährt ihn noch abgründiger in ein Zwischenreich des Todes. Sein psychologischer Ballast steht als schwerer Koffer bereit und hinein geht es in die Geisterbahn seiner Alpträume. Derweil muss seine liebende Retterin Julie (Bridget Fonda) verhindern, dass die lebenserhaltenden Apparate abgeschaltet werden. Die Traumforscherin eröffnete ihm ein neues Leben, indem sie ihn die kreative Hand von rechts nach links wechseln ließ. Aus dem von Alpträumen gequälten wurde ein gefeierter Zeichner witziger Comic-Geschichten.

Doch jetzt begegnet er dem Horror erneut. Und seiner Kreation Monkeybone. Das lustgesteuerte Alter Ego-Äffchen tanzt ihm zuerst auf der Nase rum und legt ihn dann rein. Denn die Unterwelt lebt von den Nachtgespinsten der Lebenden, vorzugsweise von schrecklich dunklen Alpträumen. Deshalb wird Monkeybone nach oben in den Körper Stus geschickt, um mit Julies frisch entwickeltem Alptraumsirup der Menschheit quälende Nächte zu bescheren. Neben Attila und Edgar Alan Poe erlebte auch der wahre Stephen King dieses Schicksal und wird nun dort unten festgehalten.

"Monkeybone" hat etwas vom tiefenpsychologischen Tripp in "The Cell", aber auch ein kindlich verspieltes Flugrad in Tradition von "PeeWees größtem Abenteuer". Der Horror-Kirmes ist deutlich beeinflusst von Dali und Bosch. Auch ansonsten läuft ästhetisch ein wilder Stilmix ab, weit mehr als einst bei "Roger Rabbit" - hier geht es nicht nur in ein zweidimensionales Reich des Zeichentricks. Die wilden Fantasien entstanden mit Stop Motion von "Hennen rennen", mit aufwendig bewegten Puppen in jeder Größe, Zeichentrick und digitalen Animationen. Man sieht immer wieder, Selick hat mit Tim Burton gelernt, es sind die gleichen, sagenhafte Traumwelten mit überbordender Ideenvielfalt zu bewundern. Den humanistischen Ansatz von "Edward mit den Scherenhänden" findet man jedoch nur in einer flachen Mainstream-Variante wieder.

Brendan Fraser wechselt gekonnt von scheu zu exaltiert, von still zu exzentrisch. Er gibt dem Affen Zucker, wirbelt eine umwerfende Liebesszene hin, die völlig umhaut. Der Komiker zeigt auch mal kurz sein Talent zu Klamauk und Slapstick, doch die faszinierend umgesetzte psychologische Ebene gerät dabei nie in Vergessenheit. Es ist genial wie Brendan Fraser den Affen in sich spielt. Diese tierische Leistung gehört in eine Reihe mit Nicholson "Wolf". Apropos Nicholson, auch die bösartigen Chemie-Anschläge seines Joker aus "Batman" sprühen lila herum.

Eine letzte Warnung: Das nicht mit letzter Sorgfalt vollendete Vergnügen ist trotz des kindischen Helden keinesfalls ein Kinderfilm!

http://www.monkeybone.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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