Mein Mann Picasso

USA 1996 (Surviving Picasso) Regie James Ivory, 120 Min.

Picassos Leben läßt sich nicht nur in vielekünstlerische Epochen unterteilen, auch die wechselnden Frauenmachen einiges her. Eine Szene des Films "Mein Mann Picasso"blättert durch Frauenportraits und meint, jede neue Frau und vorallem die dann häßliche alte, würden den jeweiligenStil bestimmen. So beschränkt blickt das langweilige Werk aufeine Lebensphase Picassos und seiner zeitweiligen, ungleichenPartnerin Françoise. Zur Zeit der deutschen Besatzung vonParis interessiert sich das junge Mädchen für seine Bilderund er nur scheinbar für ihre Anfänge in der Malerei.Respektlos und mit einem festgetuckerten Lächeln um Gesichtzieht sie bei ihm ein und hat trotz zunehmender egozentrischerEinlagen eine Menge Spaß und bald zwei Kinder. Doch da hat derMeister schon sein neues Modell gefunden. Allerdings überraschtin die junge Kollegin - sie erhält mittlerweile Geld fürihre Bilder - ihn mit dem Abschied. Sie wird nicht wie dieVorgängerinnen in schmerzlicher, wahnhafter Enttäuschungverharren. Sie überlebte Picasso und darum ging es auch nach demOriginaltitel "Surviving Picasso".

Eine herbe Enttäuschung bietet der Film allerdings denZuschauern, vor allem, wenn man an die früheren Werke desmultinationalen Gespanns Ismail Merchant (Produktion), James Ivory(Regie) und Ruth Prawer Jhabvala denkt: Das "Zimmer mit Aussicht","Maurice","Wiedersehen inHowards End" und"Was vom Tageübrigblieb" überzeugten alle mit tief menschlichenThemen, anrührender Darstellung und bester Fotografie.Allerdings machte schon"Jefferson in Paris",ihr Film über den amerikanischen Politiker Thomas Jefferson,einen unausgegorenen und negativen Eindruck.

Nun fehlt bis auf einen hervorragenden Darsteller (wieder Anthonyin der Hauptrolle) alles: Die Figuren sind einseitig biseinfältig. Die Geschichte eines egozentrischen Machos mithäufig wechselnden, am liebsten devoten Partnerinnen würdenicht interessieren, hieße der unangenehme Typ nicht Picasso.Aber auch vom berühmten Künstler ist nicht viel zu erfahrenaußer einigen Statements wie aus dem Lexikon. So bleibt derFilm in jeder Hinsicht uninteressant. Nicht einmal dieSelbstbefreiung der jungen Françoise vom dominanten,aufzehrenden Mann geht als Frauengeschichte durch. Zu willenlos, zuwenig selbständig wirken die weiblichen Opfer. Da die Demontagedes Mannes hinter dem Mythos allerdings vorherrschendes Thema ist,will man gar nicht glauben, daß die zugrundeliegende Biographienicht die der betrogenen Françoise Gilot ist. Ruth PrawerJhabvala baute ihr Drehbuch auf "Picasso, Genie und Gewalt" vonArianna Strassinopoulos.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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