Jefferson in Paris
USA 1994, Regie James Ivory, 139 Min.
Schon oft thematisierte das Team aus Produzent Ismael Merchant, Regisseur James Ivory und Autorin Ruth Prawer Jhabvala Begegnungen mit dem Fremden auf faszinierende Weise. Jetzt scheitert in ihrem neuesten Film nach "Zimmer mit Aussicht", "Maurice" oder "Wiedersehen in Howards End" der amerikanische Botschafter in Frankreich (und spätere US-Präsident) Thomas Jefferson schon beim ersten kleinen Schritt in eine aufregend neue, fremde Welt. Neben der heimischen Scholle, die Jefferson sogar nach Paris mitnimmt, bietet sich ihm die Liebe einer weltoffenen Europäerin. Doch seine Ängste führen den Mitautor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zurück zu seiner minderjährigen Sklavin, zu einer sicher strukturierten Beziehung zwischen Herr und Dienerin, alt und jung, gebildet und einfach, arm und reich. Dies Scheitern einer offenen Liebe ist nur eines von vielen Themen der langen und zeitweise behäbigen Handlung kurz vor der Französischen Revolution. Auf mehreren Ebenen wird der Gegensatz zwischen Kopf und Herz durchgespielt. Der Mitverfasser der Menschenrechte, zeigt sich in dieser privaten Sicht als aufrichtige, gefühlsarme, insgesamt zwiespältige provinzielle Gestalt.
Auch die Sklaven Jeffersons spielen eine großen Rolle. Im Gegensatz zu den farbigen französischen Angestellten erhalten sie kein Gehalt. Doch der Rationalist läßt sich überzeugen und gewährt auch seiner schwangeren Geliebten Sicherheit und Freiheit (in dieser Reihenfolge). Die Fähigkeit zu Schreiben vermittelt der Vielschreiber, der alle seine Briefe über einen Hebelmechanismus automatisch kopierte, seinen Kindern. Eine sehr wichtige Entwicklung, die in der Rahmenhandlung nochmals hervorgehoben wird.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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