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Last Days of Disco

USA 1998 (The Last Days of Disco) Regie Whit Stillman, 113 Min.

Die Musik ist ein sagenhafter Sampler zur Blüteperiode des Disco, die Kostüme sehen sensationell gut aus, alles wirkt echt zeitgemäß. Im Film kommt Disco allerdings nur zu leise nebenbei vor. Die Geschichte von ein paar Randfiguren des Disco, die nur in den In-Schuppen reinkommen, weil ihr Freund Dez dort Türsteher ist, verbreitet hingegen eine trockene Stimmung. Das filmische "Alice im Discoland" führt Alice und ihre hinterhältig mütterliche Freundin Charlotte Anfang der achtziger Jahre in den angesagtesten Schuppen von New York. Das Biest Charlotte ist eine dumme Yuppie-Tusse, die glaubt, vor Disco hätte niemand tanzen können. Was übrigens auch die Meinung des Regisseurs Whitman ("Metropolitan", "Barcelona") ist - setzen, sechs! Im Club (nicht "Studio 54") sehen die Freundinnen jedoch nur ihre Alltagsprobleme, die Suche nach einem Platz im Leben und den richtigen Mann. Das könnte auch alles ebenso in der U-Bahn oder auf den Straßen spielen. Wie in Whit Stillmans erstem Film "Metropolitan".

Die nur bedingt reizvolle Nabelschau "Last Days of Disco" unterbrechen einige Merksätze zur Historie des Disco, originelle soziologische Analysen und eine Polizeigeschichte um hinterzogenes Clubgeld. Die Freundschaften werden auf eine Probe gestellt, ebenso die Geduld des Publikums. Die sympathischen Figuren mit schwerwiegenden Problemen sind eigentlich anständig und individuell gezeichnet, können aber das Interesse nicht dauerhaft halten. Die Dialoge - es geht u Feminismus, Coming Out und Geschlechtskrankheiten - sind noch das Beste an diesem Film und enthalten unter anderem eine Anleitung zum Bestseller. Bei diesen Angestellten-Hohn auf Disco und sexuelle Freiheit hat Whit Stillman den Stein der Weisen noch nicht gefunden.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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