Die Legende von Bagger Vance

USA 2000 (The Legend of Bagger Vance) Regie Robert Redford, 118 Min.

Eigentlich reicht zur Einordnung ein Satz: "Die Legende von Bagger Vance" ist ein Film von Robert Redford. Wer einen seiner seltenen, bisher sechs Filme gesehen hat, die der Schauspiel-Star seit 1980 selbst inszeniert hat, weiß dass ihm auch dieser Redford gefallen wird - oder er geht gleich Popcorn sehen.

Redford wollte nach "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" und "Der Pferdepflüsterer" eigentlich selbst wieder die Hauptrolle spielen, hat es aber zum Glück einem Jüngeren überlassen. So wurde Matt Damon zum einst hoffnungsvollen Golfprofi Rannulph Junuh, den die traumatischen Erlebnisse auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieg brachen. Jetzt hängt er betrunken am Rande der amerikanischen Südstaaten-Stadt Savannah ("Mitternacht im Garten von Gut und Böse") herum, während Adele Invergordon (Charlize Theron), seine Verlobte in glanzvolleren Zeiten, versucht, mitten in der Wirtschaftskrise das Golferparadies ihres verstorbenen Vater zu retten. Ein Turnier mit den beiden besten Golfern des Landes muss her, und damit das Ganze die Bevölkerung begeistert, soll auch ein lokaler Held dabei sein. Doch niemand kann den zynischen Junuh überreden - bis eines Nachts der mysteriöse Bagger Vance aus den Nichts auftaucht und mit seiner spöttisch herausfordernden Art den lebensmüden Mann motiviert ...

Auch wenn man Golf als die langweiligste Sport-Unart nach dem absurden Synchronschwimmen betrachtet, braucht man diesen sehr guten Film über Menschen, die von Golf begeistert sind, nicht zu meiden. Während Kevin Costner in "Tin Cup" noch mit gebrochener Distanz zum Pathos beim Sport golfte, packt Redford gekonnt eine Menge Gefühl, Allgemeinmenschliches und Atmosphäre in die Golftasche. Der junge Junuh kann einerseits die Hoffnungen und die Liebe einer ganzen, von der Depression geschüttelten Stadt auf sich ziehen. Dabei kämpft er aber ganz allein gegen die eigenen Ängste. Die quirlige, stinksaure aber immer noch verliebte Adele sorgt für den Humor und der geheimnisvolle Bagger Vance gibt Denkanstösse über das Leben und den Rest. Bagger meint übrigens den Menschen, der die Tasche (bag) mit den Golfschlägern hinterher trägt; heute nennt man ihn Caddy.

Matt Damon, der eigentlich noch beweisen muss, ob er so ein guter Schauspieler ist, wie ihn viele in bisher eng eingegrenzten Rollen sehen, füllt den stillen, zurückgezogenen Junuh trefflich aus. Auch Charlize Theron, die wahrlich nicht alles spielen kann, beherrscht ihre ebenso unrealistisch enthusiastische wie energisch bestimmte Figur. Will Smith macht als Bagger Vance vor allem das, womit er die Welt begeistert: Er lächelt verschmitzt (und spielt auch gut). Wie in "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" fesselt Redfords Film mit einer satten Ruhe. Da hat es einer nicht nötig, auf Effekte zu zielen, da weiß jemand, wo es lang geht und landet mit seiner Geschichte sicher in den Köpfen und Herzen der Zuschauer.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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