Hulk

USA 2003 Regie Ang Lee mit Eric Bana, Jennifer Connelly, Sam Elliott 138 Min. FSK ab 12

Ein großer grüner Wiedergänger erschreckt zur Zeit Kinos und Kinogänger gleichermaßen. Nicht weil Meister-Regisseur Ang Lee den Mainstream geschickt in seine charakterstarke Comic-Verfilmung mit innovativem Stil lockt. Es ist der Verleiher UIP, der die Preise wie Hulk aufbläht und die Presse verschreckt. Viele Kinos verzichten auf das grüne Monster.

Die Kinobesitzer werden von UIP-Deutschland hart ran genommen: Weil man so von seinem Produkt überzeugt ist, werden die Preise und Konditionen einseitig geändert. Vor allem kleinere Kinos müssen nun mehr blechen und haben das grüne Monster schon abbestellt.

Auch bei der Presse hat der Verleih sich keine Freunde gemacht: Während der Film schon längst im Internet zu sehen ist, veranstaltet der deutsche Verleiher einen albernen Aufstand um die Pressevorführungen, beim dem Journalisten wie Schwerverbrecher im Hochsicherheitstrakt durchsucht werden: Jacke aus, Tasche abgeben, Handy draußen lassen, sonst gibt es keinen Film. Als wenn Berufsseher, die 300-400 Filme im Jahr kucken, sich mit Digitalkamera ins Kino hocken, um irgendeinen Hollywood-Kram zu kopieren!

Er ist ein seltsamer Klon - da sind vereinzelt die Action-Sequenzen aus dem Trailer mit einem überzüchteten, albernen grünen Monster. Und da sind die Geschichten von Vätern und Kindern, die sehr an Ang Lees frühere Familien-Filme wie "Pushing Hands" oder "Eissturm" erinnern. Es begann mit einem Comic, den unter anderen der legendäre Zeichner Stan Lee (nicht verwandt) einst groß machte. Der seit den Sechzigern beliebte Held ist eine schwer zähmbare Bestie im menschlichen und männlichen Wesen: Die Aggression, der Jähzorn brechen aus dem zurückhaltenden Wissenschaftler Bruce in Form eines riesigen, grünen Muskelpakets hervor.

Eine grandios montierte Eingangssequenz erzählt die Vorgeschichte in einer Mischung aus fast abstrakten Bildern und DNA-Experimenten. Sie beginnt 1966 in einem abgelegenen Armee-Camp, eine Art Roswell für Genforschung unter der unheimlichen Musikbegleitung von Danny Elfman. Jahre später ist das Ergebnis der junge, etwas einfältige Wissenschaftler Bruce (Eric Bana), dessen Beziehung zur Kollegin Betty (Jennifer Connelly) vor kurzem beendet wurde. Zusammen lassen sie noch Frösche auf ziemlich eklige Weise explodieren, um etwas mehr über Selbstheilungskräfte raus zu bekommen. Irgendwann erwischt die Strahlung Bruce und er kann seine Wut nicht mehr kontrollieren. Nicht nur die Armee in Person von Bettys Vater, General Ross, ist hinter Gewebeproben von Hulk her - tot oder lebendig. Irgendwann taucht auch noch Bruces tot geglaubter Vater (Nick Nolte als wunderbar wahnsinniger Wissenschaftler) aus der Vergessenheit auf.

Ang Lee hat den simplen Comic angereichert mit richtigen Familiengeschichten, mit ernst zu nehmenden Darstellern und aufwändigem Styling, mit Split-Screens - eine schöne Reminiszenz an Stan Lees Comic-Vorlage - und tollen Blenden. Immer mal wieder entstehen um diese komische, knubbelige digitale Gummifigur Hulk atemberaubende Szenen. Da gibt es dank Siebenmeilen-Schritten wieder die Poesie des Fliegens aus "Tiger & Dragon".

Allerdings leider auch einige Ausrutscher, etwa das Rudel Hunde-Monster mit dem fürchterlichen Pudel. Und zur Götterdämmerung driftet das Spektakel in einen Kampf der Titanen ab, passend dazu stehen dann noch Mammutbäume herum. Weshalb Bruce bei seiner Verwandlung zum Hulk immer noch super-super-super elastische Unterhosen anhat, kann uns nur die amerikanische Prüderie erklären. Trotzdem ist "Hulk" ein exzellenter und anspruchsvoller Film - somit sicherlich irritierend für das Mainstream-Publikum, das sich im Internet bereits negativ geäußert hat.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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