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Twin Peaks - Der Film

USA 1992 (Twin Peaks - Fire walk with me), Regie: David Lynch, 120 Min.

"Twin Peaks - Fire walk with me" (übersetzt mit: Feuer, spiel mit mir) ist nicht die Fortsetzung der international erfolgreichen Fernsehserie, sondern der Vorspann ("prequel") für Eingeweihte. David Lynch, der geniale Regisseur von "Blue Velvet" oder "Der Elefantenmensch", vollendet damit einen Medienspagat über Fernseh-Serie, Pilot-Video und Kino-Film.

"Twin Peaks - Der Film" besteht aus drei Teilen: In einem Vorspann zum "prequel" untersuchen zwei Agenten den Mord an Theresa Banks. Sie werden von Chris Isaak und Kiefer Sutherland, der seinem Vater Donald extrem ähnelt, gespielt. Mit dem Auffinden eines Ringes und dem Verschwinden eines Polizisten bricht diese Episode jäh ab. Agent Cooper übernimmt danach nicht den Fall, sondern wieder ein neues übersinnliches Erlebnis, in dem eine wilde Vision in den rot verhangenen Traum-Raum führt. Erst in einer dritten Ebene beginnt der Handlungsfluß um die letzten Tage der Laura Palmer bis zu dem Moment, in dem ihre in Plastik gehüllte Leiche aufgefunden wird - der Anfang der Fernsehserie.

Der Film arbeitet im Vergleich zur Serie sinnvollerweise mit einem begrenzten Personenkreis, der fast vollständig von den gleichen Schauspielern verkörpert wird. Lauras Leiden und ihre Exesse stehen im Mittelpunkt. Das übersinnliche Wesen Bob ist weniger eine Gefahr für verschiedene schwache Wesen, sondern reduziert sich zur dunklen Seite von Lauras Vater Leland. Dadurch entsteht eine facettenreiche Inzestgeschichte um Leland, der Laura fünf Jahre lang vergewaltigte und sie schließlich ermordet. Abgesehen von den Schwächen dieser einfachen Handlungstruktur, die im Prinzip nur wiederholt, was die Serie aufklärte und was in den beiden Büchern "Das geheime Tagebuch der Laura Palmer" und "FBI-Agent Dale B. Cooper - Mein Leben, meine Aufzeichnungen" enthüllt wurde, läßt David Lynch immer wieder Beweise seines Könnens aufblitzen.

Mit dem einleitenden Zerschlagen eines Fernsehers kehrt er dem Medium der Serie den Rücken zu, um es doch durch häufig wiederholtes Flimmern und Rauschen erneut aufzugreifen. Die Traumsequenzen mit dem rückwärts sprechenden Zwerg, Agent Cooper, Bob und Laura sind trotz ihrer einfachen Mittel beeindruckende und verwirrende Fantasien. Überhaupt sind die FBI-Leute scheinbar allesamt Spezialisten für die Übergangszone zum Jenseitigen, angeführt von David Lynch, der selbst ihren schreienden Chef Gordon Cole spielt. Lauras Tragik, aus dem Wissen um die unlösbare Verstrickung mit dem abgründigen Bösen entstehend, weckt Betroffenheit. Die zentrale Discoszene ist ebenso erschütternd, wie die abschließende (schon entschärfte) Mordsequenz heftig.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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