Grüne Wüste

BRD 1999 (Grüne Wüste) Regie Anno Saul, 95 Min. FSK ab 12

Mit dem außergewöhnlich stimmigen und einfühlsamen Kinodebüt "Grüne Wüste" überrascht der deutsche Regisseur Anno Saul. Bewundernswert ist vor allem, wie er bei einer schwierigen Freundschafts- und Krankengeschichte die Balance zwischen Sentiment und gutem Erzählten gefunden hat.

Die Jugendlichen Katja (Tatjana Trieb) und Johann (Robert Gwisdek) erleben ihre glücklichsten Momente zusammen bei archäologischen Ausgrabungen auf einer alten Burg. Katja leidet zuhause unter der ungerechten, unzufriedenen Mutter (Martina Gedeck), die ihren frustrierten Mann öffentlich demütigt. Johann hilft seinem verwitweten Vater (Heino Ferch) die Kneipe am Laufen zu halten. Irgendwann entdeckt Katja auch das Verhältnis ihrer Mutter mit Johanns Vater. Da sie bei den Erwachsenen keine emotionale Unterstützung erhält, bewältigt das Mädchen die Eheprobleme der Eltern mit Hilfe ihrer Rittergeschichten bis Johann plötzlich an Leukämie erkrankt. Der Junge erleidet die Chemotherapie unglaublich tapfer, aber als er wieder nach Hause kommt, distanziert er sich von der Freundin. Katja lässt sich jedoch nicht unterkriegen und beginnt eine eigene, liebevolle Therapie.

Es ist erstaunlich, wie packend "Grüne Wüste" die Komplexität der Verhältnisse darstellt. Da ist das Leiden von Johanns Vaters an der dritten Krebserkrankung seiner Familie, die zerrissene Mutter Katja und vor allem der zärtliche Umgang der Jugendlichen, die ganz ausgezeichnet von den beiden jungen Hauptdarstellern gespielt werden. Tatjana Trieb, die Tochter der Stummen aus "Jenseits der Stille" und Robert Gwisdek, der Sohn von Michael Gwisdek, eröffnen im Zusammenspiel mit dem Team ganz große Gefühlswelten. Dazu sind auch die Erwachsenen mit Heino Ferch ("Winterschläfer"), Ulrich Noethen ("Gripsholm") und Martina Gedeck ("Rossini") eindrucksvoll besetzt. Mit den Bildern von Gero Steffen ("Knockin' on Heavens Door", "Bis zum Horizont und weiter") und vielen fantastischen Momenten ist "Grüne Wüste" einer dieser sorgfältig inszenierten Lichtblicke des deutschen Kinos, in denen alles stimmt.

http://www.gruene-wueste.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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