Get Carter - Die Wahrheit tut weh

USA 2000 (Get Carter) Regie Stephen Kay, 104 Min.

Sylvester Stallone schlägt wieder zu. Drei Jahre nach seinen ersten Versuch als Charakterdarsteller in "Copland" will er sich mit einem Remake des britischen Kultfilms "Get Carter" ("Jack rechnet ab") profilieren. Dabei hinterlässt er ebenso großen Schaden wie bei seinem in Deutschland noch ausstehenden Formel 1-Unfall "Driven".

Der bullige Geldeintreiber Jack Carter (Stallone) kehrt zum Begräbnis seines Bruder heim nach Seattle. Er glaubt nicht an einen Unfalltod und fragt rücksichtslos die kriminelle Szene aus. So schafft er sich nach Jahren der Abwesenheit schnell wieder viele Feinde. (Unter ihnen auch der Original-Carter Michael Caine.) Der brutale Schläger im Designeranzug will einmal etwas richtig machen, eckt aber überall an. ÝCarter passt nirgendwo rein, passt nicht mehr in diese Zeit, schlägt sich nur noch durch. Mit der Freundin seines Bosses Fletcher hat er ein Verhältnis, deshalb sind ein paar übel gesinnte Kollegen hinter ihm her, während er die erschreckenden Hintergründe des Mordes an seinem Bruder entdeckt.

Wie die Figur Carters in die Heimatstadt so passt sich auch der derangierte Körper Stallones nie wirklich in diese Rolle ein. Doch alles, was vom alten Sly ablenkt, ist gelungen: Regisseur Stephen Kay ("Mod Squad") legte sehr viel Wert auf cooles Styling und trendige Clubmusik, kompetente Ko-Akteure sorgen für Auftritte mit viel Klasse. Die wilde Montage mit sprunghaften Schnitten und schrägen Perspektiven kommt gut bei Rasereien im Straßenverkehr, weniger bei den unvermeidlichen Prügeleien. Geraten prominente Konfrontationen - etwa mit dem muskelbepackten Mickey Rourke - im Bild noch eindrucksvoll, fällt der Dialog - vor allem der von Stallone - flach aus. Mit diesem für ihn hochwertigen Film boxt sich Rocky Rambo nicht in den Olymp der Schauspielkunst, er gönnt sich aber immerhin eine Frischzellenkur.

Im Vergleich zu Mike Hodges britischem Original überrascht vor allem das sonnige Happy End nachdem der Inselregen ganz authentisch auch in Seattle lange nicht versiegte. Hier laufen alle Endzeit-Momente der Figur ins Leere. Aber wer hat von diesem Remake auch mehr als eine harmlose Readers Digest-Version des immer noch schockend düsteren Gangster-Klassikers erwartet?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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