Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind

USA 2002 (Confessions of a Dangerous Mind) Regie: George Clooney mit Sam Rockwell, Drew Barrymore, George Clooney, 113 Min. FSK: ab 12

Dass sich einige Showmaster der Volksverdummung schuldig machen, kann man gefahrlos behaupten. Aber dass ein Vertreter dieser TV-Spezies gleich als Auftragskiller der CIA unterwegs war, klingt abenteuerlich. Der real existierende und prominente US-Fernsehmoderator Chuck Barris behauptet genau dies von sich und George Clooney machte einen Film draus.

Chuck Barris (Sam Rockwell) startet Anfang der Sechziger als absoluter "Loser", während alle im Kino knutschten, bekam er kein Mädchen ab oder rum. Doch plötzlich klappt es sowohl im Liebesleben als auch im Showgeschäft: Das verfrühte Flower Power-Mädel Penny (Drew Barrymore) hängt sich an ihn und "The Dating Game" - zu deutsch: "Herzblatt" - wird zum Erfolg. Da taucht in einer schummrigen Kneipe der Werber Jim Byrd (George Clooney) auf ... nicht für den Konkurrenzsender, sondern für die CIA. Ziemlich unfassbar und albern findet Chuck das, aber beim ersten Toten im Trainingslager beginnt er zu grübeln und nach einer blutigen Feuertaufe in Mexiko scheint der Fernsehmann vom Nebenjob überzeugt, er wird zum Hobby-Mörder.

Kontaktmann Jim bringt nun Show-Ideen ein, um Chuck bei den Aufträgen zu helfen. Da gewinnt das Siegerpaar vom "Herzblatt" eine Reise nach Helsinki, damit der begleitende Showmaster einen gegnerischen Agenten noch kälter machen kann. Auch ein ziemlich absurder Trip nach Berlin bietet nur den Spionen irgendeinen Reiz - die Showsieger langweilen sich gerade eben nicht zu Tode. Wie es sich für gute Spionage gehört, gibt es allerdings Verräter, Doppel- und Dreifachagenten. Die Geschichte wird richtig gefährlich für Chuck ...

Auf Basis der echten (?) und ziemlich unglaublichen Autobiografie von Chuck Barris realisierte Schauspiel-Star Clooney nicht nur eine sehr ungewöhnliche Geschichte, er bemühte sich als aufmerksamer Schüler von Soderbergh und Co. auch um einige sehr kunstvolle Stilübungen. Leider beeindruckt der viele Aufwand nicht nur, er lenkt auch von der Hauptsache ab. Obwohl - was ist eigentlich die Hauptsache? Die aberwitzige Spionagegeschichte? Die bissige Mediensatire? Der Starreigen mit unter anderen Julia Roberts als coole Mata Hari, Rutger Hauer als Spion aus der Kälte und Maggie Gyllenhaal? Auch der echte Chuck Barris ist zu entdecken. Dass beim Herzblatt Bratt Pitt und Matt Damon schmählich übergangen werden, hat wiederum Agenten-Gründe. So viel Abstruses riecht nach und stammt tatsächlich wieder vom Drehbuchautor Charlie Kaufman, der bereits mit der Adaption "Adaption", mit "Being John Malkovich" und der haarigen "Human Nature" Kino für den Kopf schrieb.

Man braucht sich zwischen den vielfältigen Verwerfungen dieser "Geständnisse" nicht zu entscheiden, Clooney liefert in seinem Erstling gleich alles in bester Qualität zum Preis, für den Sie sonst nur ein Hollywood-Serieprodukt bekommen! Auch wenn es humorig daher kommt, der Niedergang des TV-Niveaus liegt Clooney ganz ernsthaft am Herzen: Damals, als man Superstars in der "Gong Show" (auch ein Barris-Format, das weltweit zum Erfolg wurde) noch abwürgte, bevor sie mit ihren jämmerlichen Liedchen fertig waren, begann der Kulturverfall mit Chuck Barris und ein Tiefpunkt übertrumpft seitdem den vorletzten. Rosemary Clooney, die im letzten Jahr verstorbenen Tante von George, singt am Ende "There's no Business like Showbusiness" - man kann da nur einstimmen.

http://www.movie.de/confessions/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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