Adaption.

USA 2002 (Adaptation.) Regie: Spike Jonze Buch: Charlie Kaufman, Donald Kaufman nach der Reportage "The Orchid Thief" von Susan Orlean Darsteller: Nicolas Cage, Meryl Streep, Chris Cooper, Tilda Swinton, Clara Seymour 114 Min.

Die neue Zusammenarbeit von Spike Jonze und Autor Charlie Kaufman - seit "Being John Malkovich" Spezialisten für Schräges - liefert Überraschendes in einer schrägen Komödie über einen verrückten Schreibprozess.

Wo soll ich anfangen? Wo komme ich her? Mit diesem Problem schlägt sich auch Autor Charlie Kaufman (Nicolas Cage) herum, der das unverfilmbare Buch "The Orchid Thief" von Susan Orlean in ein Filmscript verwandeln soll. Spike Jonze fängt gründlich an - einige Milliarden Jahre früher, zeigt die Entstehung des Lebens und dann wieder seinen Autor, der immer noch nicht weiter weiß: Ein fülliger Nicolas Cage mit schütterem Haar. In Charlies ebenso unattraktiver Bude haust auch noch sein Zwillingsbruder Donald, ein eineiiges Gegenstück des verkopften Autors, von sich selbst überzeugt, simpel, unkompliziert. Das perfekte Setting für eine Schreibblockade. Doch zum Glück sind wir dem Schreibprozess der Buch-Adaption etwas voraus, sehen wie Susan Orlean (Meryl Streep) ihre umjubelte Geschichte über einen Orchideenzüchter und -dieb schreibt und erlebt.

Dabei bekommen wir nicht nur einen Film und gleichzeitig sein Making Off präsentiert. Nach vielen Kurztrips in den Kopf von Malkovich irren wir nun für fast zwei Stunden in den Hirnwindungen von Charlie Kaufman herum, des fiktiven oder des realen. Es gibt in "Adaption" eine ganze Menge realer Figuren: Beim Dreh zu "Being John Malkovich" sind der echte Star Malkovich und der echte Regisseur Jonze auf dem Set. Am Rande steht der Autor Charlie Kaufman, gespielt von Nicolas Cage. Seinen bitteren, von Unsicherheit angenagten Gedankengängen folgen wir. Hören seinen Wunsch, einen Film allein über die Schönheit der Blumen zu schreiben. Und erleben die Verzweiflung, dass noch nichts auf dem Papier steht, während die Produzentin drängelt. Nicht besonders förderlich ist auch das schnell in die Tasten gehauene Krimi-Drehbuch des unbegabten Bruders Donald, das als Negativbeispiel ("kein Voice over") mit abgegriffensten Ideen die stockende "Adaption" begleitet. Selbstverständlich kommt auch in diesem billigen Erfolgsscript eine Multiple Persönlichkeit vor - passend zu dem seltsamen Zwillingspaar Charlie und Donald ...

Kaufman setzt nach "Being John Malkovich" und "Human Nature" die Thematik seltsamer Stilblüten der Evolution fort. Ob der verzweifelte Drang des Autoren im Film, selbst etwas zu erleben, ernst gemeint ist oder aus Donald Kaufmans trivialer Feder stammt, muss erst mal überdacht werden. Wie eigentlich alles in diesem Film!

Es ist ein Kunststück, wie Jonze all die verschiedenen Ebenen und Zeiten übersichtlich miteinander erzählen lässt. Die ganze Geschichte ist im Grundsatz verrückt, das merkt auch Charlie irgendwann, doch man kann ihr folgen und den Humor, die Verdrehtheit, die Paradoxien genießen. Die Verwirrung setzt sich bei den Stabangaben fort: Der Autor Charles Kaufman - nicht die von Cage gespielte Figur, der echte Kaufman - steht dort neben seinem Koautor Donald Kaufman. Der ist allerdings reine Erfindung, doch die greise Jury bei den Golden Globes nominierte ihn trotzdem! Tatsächlich kann man Kaufman mit seinen Büchern zu "Adaptation" und "Confessions of a Dangerous Mind" zum Autor des Jahres 2002 krönen. Nur die haarige Komödie "Human Nature" hält der Verleiher noch zurück.

http://www.sonypictures.com/movies/adaptation


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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