Being John Malkovich

USA 1999 (Being John Malkovich) Regie Spike Jonze, 113 Min.

Verrückt. Eindeutig verrückt ist dieser Film und alles in ihm. Stellen Sie sich vor, sie könnten in den Kopf von John Malkovich schlüpfen, sehen, hören und fühlen, was er erlebt. Doch lassen Sie es lieber sein und sehen sich den Film an, denn der macht genau dies viel verrückter.

Der Vorhang öffnet sich zu einer Puppenbühne und am Ende der kleinen Szene zerschmeißt die Marionette ihr Spiegelbild: "Bewusstsein ist ein Fluch." Aber das Leben des arbeitslosen, schwarz sehenden Puppenspielers Craig Schwartz (John Cusak) ist auch nicht besonders toll. Um dem Nörgeln seiner Frau Lotte (nicht wieder zu erkennen: Cameron Diaz) zu entgehen, nimmt Craig einen Hilfsjob im Archiv auf der äußerst skurrilen Minietage 7 1/2 an. Unter den 1,50 m hohen Decken gehen alle gebückt. Dazu die Missverständnisse mit der scheinbar hörgeschädigten Sekretärin Flores - absurdes Theater pur.

Im "Deep Storage", dem Langzeitarchiv, entdeckt Craig eine kleine Pforte, die ihm für kurze Zeit Zugang zum Kopf von John Malkovich verschafft. Genau fünfzehn Minuten lang kann er durch die Augen des coolen Stars blicken, danach flutscht er immer auf die gleiche Straßenkreuzung.

Die einfachsten Fragen sind schnell abgehakt - die mysteriöse, abweisende Kollegin Maxine (Catherine Keener) macht aus der Pforte ins andere Bewusstsein direkt ein Geschäft - es bleiben die ganz abgedrehten Einfälle: Wie beeinflusst es die Menschen, im Kopf einer Berühmtheit zu sein? Was passiert, wenn Malkovich selbst in seinen eigenen Kopf steigt? Wie gestaltet man so einen Kurzschluss des Bewusstseins?

Dann schenkt uns dieser absolut einzigartige Film eine der seltsamsten Affären, die sich denken lassen: Lotte entdeckt bei ihrem ersten Malkovich-Besuch, dass sie transexuell ist und entwickelt eine andere Leidenschaft als die zu ihrem, von Magengeschwüren gequälten Schimpansen Elijah. Maxine erwidert Lottes Gefühle, doch nur, solange Lotte in Malkovich ist. Zwei "Loser" und eine maximale Abzockerin geraten in einen dramatischen Affektstrudel, der Film ist gerade mal eine halbe Stunde alt und ihm gehen die Überraschungen noch lange nicht aus ...

Staunen, Wundern und durchgehendes Schmunzeln ist angesagt bei diesem einzigartigen Filmschätzchen. Das Spiel mit Bewusstsein, Marionetten und Hinterstübchen eröffnet dazu reizvolle psychologische und philosophische Pforten. Der Erstling von Spike Jonze, der auch vor seiner Hochzeit mit der Coppola-Tochter und Regisseurin Sofia sehr kreativ war, ist immer packend und weit mehr als spöttisch - was soll man sonst zu einer ins Bild gebrachten, traumatischen Erinnerung eines Schimpansen sagen?

Malkovich, der Megastar mit unvergleichlicher Mimik und einer Unzahl faszinierender Rollen, hat sich mit diesem Film elegant ein ganz besonderes Denkmal gesetzt.

http://www.beingjohnmalkovich.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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