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Enthüllung

USA 1994 (Disclosure) R: Barry Levinson, 128 Min.

Das dynamisch-junge Computerunternehmen in Seattle propagiert stolz die Befreiung vom physischen Körper. Die Angestellten hängen allerdings sehr an ihren eindeutig sexuellen Gesprächsstoffen. Auch der äußerst reizvolle Körperbau einer neue Geschäftsführerin (Demi Moore als Meredith Johnson) ist in allen Männerköpfen. Allein Tom Sanders (Michael Douglas) kommt nicht in Stimmung, da ihm Meredith die erhoffte Position raubte und hämische Kollegen einen Karriereknick andeuten. Beim Treffen mit der neuen Chefin und gleichzeitig lustvollen, ehemaligen Geliebten kann Familienvater Tom einer aggressiven Verführung nur kurz vor dem Höhepunkt entfliehen. Als am folgenden Tag die firmeninternen Angriffe auf seine Karriere zunehmen, beschuldigt Tom seine Chefin der sexuellen Nötigung von Untergebenen. Daß Erfolgs-Autor Michael Crichton (Jurassic Park) ausgerechnet einen Mann zum Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz macht, ist beim ungewöhnlich spannenden Karriere-Thriller ebenso diskussionswürdig wie die Verdammung von sexuell und beruflich aggressiven Frauen. Die schockierende Obszönität des alltäglichen Kampfes um den beruflichen Erfolg, die Härte der unerbittlichen amerikanischen Job-Konkurrenz stellt - wie schon in Nichols "Wolf" - das eigentliche Thema dar. Diese Umgebung begreift der softe Produktions-Leiter Tom (nach mehr als 10 Jahren in der Firma?) gerade noch rechtzeitig vor dem Untergang. Barry Levinson entblößte schon in "Tin Men" den brutalen American Way of Live und läßt seine durchgehend fesselnde Inszenierung über besonders ausgesuchte Bildhintergründe wirken. Gelände, Treppen und Gitter zeigen ein verwirrendes, undurchschaubares Beziehungsgeflecht. Die Persönlichkeit ist in Glaskästen vollkommen ungeschützt, während Tom gleichzeitig nicht seinem Käfig entfliehen kann. Erneut - nach "Der Klient" - fällt auf, daß spannende Auseinandersetzungen im Computer stattfinden. Elektronische Mail und Cyber-Space ersetzen vorsintflutlich Waffen wie Fäuste oder Colts. Damit bietet Crichton nach "Westworld" und "Jurassic Park" erneut Dramatik auf reizvollem, neuem Terrain. Die Identifikationsfläche für die Fortschrittlichen ist - bei Multimedia-Konzernen selbstverständlich - auch Werbung.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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